
#CultHeRit – Open Door Day
Mein Blickwechsel im Museum: Von Besucherin zu Mitarbeiterin
Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag im Museum erinnern? Daran, wie Sie sich zum ersten Mal durch das verwobene Labyrinth einer musealen Institution bewegt haben, auf der Suche nach Ihrem Arbeitsplatz? Wie die Luft im Archiv das erste Mal gerochen hat?
Bei mir ist dieser Tag mittlerweile ein halbes Jahr her: Am 2. Jänner 2025 habe ich das MAK erstmals durch den Personaleingang betreten, um meinen Platz in der historischen Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv einzunehmen. Seitdem bin ich hier mittendrin in der vielschichtigen Realität eines Museums – als Young Professional im Rahmen des Projekts #CultHeRit.
Und was mache ich als Young Professional im MAK?
Im ersten Moment wusste auch ich nicht genau, was mich erwarten würde. Denn die Stellenausschreibung, auf die ich gestoßen bin, war alles andere als gewöhnlich: ein Instagram-Reel mit einer offenen Einladung zum Open Door Day. Gefragt waren Interesse an Kunstgeschichte, Neugier, Teamgeist und Lust, etwas zu bewegen. Das klang nach einer Chance, die ich nicht verpassen wollte.
Am Open Door Day öffnete das MAK seine Türen für uns Interessierte mit Führungen durch die Bibliothek und Kunstblättersammlung, in der die Stelle zu besetzen war, Gesprächen mit Mitarbeitenden und Zeit für ehrliche Fragen. Und auch am darauf folgenden Assessment Day blieb die Atmosphäre offen und direkt – keine Bewerbung hinter verschlossenen Türen, sondern ein Austausch auf Augenhöhe. Im Fokus standen nicht Lebensläufe, sondern Motivation, Kommunikationsfähigkeit und die Frage: Passen wir zueinander?
Für mich war dieser Bewerbungsprozess ein klares Statement. Das MAK hat damit gezeigt, dass Persönlichkeit, Haltung und Teamfähigkeit genauso zählen wie formale Qualifikationen. Und dass es sich lohnt, neue Wege zu gehen, um junge Menschen für den Museumsbetrieb zu begeistern.
Unter branchentypischen Beschäftigungsbedingungen teste ich die Arbeitswelt im MAK nun also ein Jahr lang aus. Einerseits bin ich aktiv für das Projekt tätig: Gemeinsam mit meiner Mentorin Kathrin Pokorny-Nagel, der Leiterin unserer Abteilung, evaluiere ich mein eigenes Arbeitsverhältnis, formuliere Verbesserungsvorschläge und suche nach Lösungen für die Zukunft, um den Einstieg für künftige Nachwuchskräfte einfacher, attraktiver und nachhaltiger zu gestalten.
Andererseits bin ich Teil des Teams in der MAK Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv und damit mitten in der täglichen Museumspraxis. Neben der umfassenden Revision der Plakatsammlung, arbeite ich an der Erweiterung der Online-Sammlung, begleite die Vorbereitungen kommender Ausstellungen und unterstütze den Betrieb im MAK Lesesaal.
Wie vielfältig der Berufsalltag im Museum wirklich ist, wurde mir bereits nach diesen wenigen Monaten klar. Und ehrlich gesagt: Auch ich hatte als Außenstehende vorher Schwierigkeiten, mir ein konkretes Bild davon zu machen, wie breit gefächert diese Arbeit sein kann.
Achtung, der Nachwuchs kommt!
Neben mir sind neun weitere Young Professionals in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Rumänien, Serbien, Slowenien, Tschechien und Ungarn im Rahmen von #CultHeRit tätig. Gemeinsam bilden wir ein internationales Netzwerk – verbunden durch dieselben Fragen, aber ganz unterschiedliche Arbeitsrealitäten.
Was unsere Erfahrungen vereint, zeigt sich besonders in den regelmäßigen Evaluierungsrunden und bei persönlichen Treffen: Wir sprechen über Erwartungen, Strukturen, Aufgaben und Chancen. Und wir lernen voneinander, was im jeweiligen Land funktioniert (und was nicht). Die Unterschiede in nationalen Vorgaben und Museumspraktiken sind sehr wohl spürbar, aber der Austausch macht deutlich, dass wir alle vor vergleichbaren Herausforderungen stehen. Und wir alle wünschen uns dasselbe, nämlich gehört, gebraucht und gefördert zu werden.
Der internationale Blick verändert dabei auch meine eigene Perspektive auf die Museumsarbeit in Österreich. Denn obwohl jede Institution ihr eigenes Tempo hat, bleibt eines überall gleich: Der Nachwuchs ist da. Und er hat etwas zu sagen.
Halbzeit zwischen Praxis und Perspektive
Es ist Halbzeit – und doch liegt noch so viel vor uns. Zwei weitere Evaluierungsrunden, Projekttreffen in Postojna und Linz, eine Podiumsdiskussion am Museumstag in Bozen sowie der Abschluss dieser spannenden Pilotaktion stehen noch bevor. Ich bin schon sehr gespannt, wovon ich dann berichten werde, wenn ich Ende des Jahres hier einen weiteren Beitrag teilen und Resümee ziehen darf: Wie kann Museumsarbeit für junge Menschen wirklich zukunftsfähig werden?
Credits und Zusatzinfos:
#CultHeRit – This project is supported by the Interreg Danube Programm, co-funded by the European Union.
Projektlaufzeit: 1. Jänner 2024 – 30. Juni 2026
Projektleitung MAK: Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv
HR-Expertise MAK: Jasmin Sommerer, Leitung MAK Personal und Recht
Projektassistenz: Carlotta Schiller
Projektleitung MAK: Kathrin Pokorny-Nagel, Leitung MAK Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv
HR-Expertise MAK: Jasmin Sommerer, Leitung MAK Personal und Recht
Projektassistenz: Carlotta Schiller