
Arbeitgeber Museum – Nachwuchskräfte fördern und binden
Von:
Kathrin Pokorny-Nagel (MAK – Museum für angewandte Kunst), Friedrun Schwanzer (Museum der Moderne Salzburg), Wien, Salzburg
Museen stehen gegenwärtig vor der Herausforderung, qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen. Die Attraktivität von Museen als Arbeitgeber hat in den letzten Jahren abgenommen. Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass Museen Schwierigkeiten haben, junge Menschen zum einen zu rekrutieren, zum anderen langfristig an die Institution zu binden: geringe Vergütung, fehlende Karriereperspektiven durch begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten, befristete Verträge durch Projektstrukturen und nicht zuletzt Konkurrenz durch andere Sektoren der Kultur- und Kreativwirtschaft, die attraktivere Arbeitsbedingungen bieten können.
Ein zentraler Punkt in der Diskussion um den Fachkräftenachwuchs ist die Qualität und Praxisnähe der Ausbildung im Museumsbereich. Museen sind komplexe Institutionen, in denen unterschiedliche Disziplinen – von Kunstgeschichte über Restaurierung bis hin zu Vermittlung, Digitalisierung und Management – zusammenwirken. Eine fundierte Ausbildung muss daher nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern vor allem praxisorientierte Kompetenzen fördern. Eine stärkere Verzahnung von Hochschulen und Museen könnte hier Abhilfe schaffen – etwa durch duale Ausbildungsmodelle, projektorientierte Praxissemester oder die Einbindung junger Fachkräfte in interdisziplinäre Forschungs- und Ausstellungsprojekte.
Das wissenschaftliche Volontariat in Deutschland ist ebenfalls ein mögliches Ausbildungsmodell. Das wissenschaftliche Volontariat dient der praxisbezogenen Einführung in die Museumsarbeit und dauert in der Regel zwei Jahre. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem relevanten Fach. Ein individueller Ausbildungsplan sollte Einblicke in alle Arbeitsbereiche des Museums ermöglichen. Empfohlen wird eine Vergütung von mindestens 50 % der Entgeltgruppe 13 des TVöD. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus: In vielen Häusern fehlt es an klaren Ausbildungsplänen, festen Mentor:innen oder strukturierten Evaluierungsmechanismen. So bleibt das Volontariat in manchen Fällen eine Art verlängertes Praktikum mit hoher Arbeitsbelastung, aber begrenztem Lerneffekt.
Initiativen zur Nachwuchsförderung in Österreich
Young Professional im MAK-Museum für angewandte Kunst, Wien
Das EU-Projekt CultHeRit zielt darauf ab, die Abwanderung junger Talente aus dem Kulturerbesektor zu verhindern. Dreizehn kulturelle Institutionen aus acht Ländern des Donauraums arbeiten zusammen, um innovative Beschäftigungsmodelle zu entwickeln und die Attraktivität des Sektors zu steigern. Durch die Schaffung stabiler und erfüllender Karrieremöglichkeiten soll der Kulturerbesektor für junge Fachkräfte wieder attraktiver werden. Das MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, engagiert sich als CultHeRit-Partner aktiv für die Förderung junger Talente und hat eine befristete Stelle für eine:n Young Professional in der Bibliothek & Kunstblättersammlung geschaffen. Erkenntnisse aus den regelmäßigen Evaluierungsgesprächen sollen nachhaltig in der Institution verankert werden.
This project is supported by the Interreg Danube Programme, co-funded by the European Union.
Erstes österreichisches Volontariat im Museum der Moderne Salzburg
Das Museum der Moderne Salzburg etabliert 2025 in Kooperation mit dem BMKÖS ein wissenschaftliches Volontariat im kuratorischen Bereich, um jungen Fachkräften einen qualifizierten Einstieg in die Museumsarbeit zu ermöglichen. Das Ausbildungsprogramm startet mit Mai 2025 und wird einer Volontärin die Gelegenheit bieten, innerhalb von 24 Monaten den Museumsbetrieb kennenzulernen und erste Erfahrungen im kuratorischen Bereich zu sammeln. Das Team des Museum der Moderne Salzburg hat für das Volontariat ein Mentor:innensystem etabliert und die Möglichkeit geschaffen, die verschiedenen Aufgaben des Museums in einem strukturierten Jobrotation-Prozess kennenzulernen. Zusätzlich werden interne und externe Weiterbildungen ermöglicht, wie beispielsweise die Teilnahme am Österreichischen Museumstag.
In den nächsten Wochen begleiten wir die beiden Initiativen – und die beiden jungen Nachwuchskräfte!