
Ausstellung Dr. Karl Stainer (1868–1949). Arzt. Wohltäter und Forscher
Wissen sammeln, Perspektiven teilen, ins Gespräch kommen
Zwei Ausstellungsprojekte in der Region Fritzens-Volders-Wattens
Ausstellungen sind eine zentrale Aufgabe von Geschichts- und Museumsvereinen. Sie sind Höhepunkte im Vereinsleben. Sie machen Sammlungs- und Recherchetätigkeiten sichtbar, die oft im Verborgenen passieren. Sie sind Treffpunkt für Mitglieder, Interessierte und für mit dem jeweiligen Ausstellungsthema verbundene Personen. Oft sind mehr Menschen mit dem Thema in irgendeiner Weise verbunden als erwartet. Bereits die Ausstellungsrecherche bietet Chancen ins Gespräch zu kommen und zu Vernetzung. Dieser Beitrag möchte von Erfahrungen aus einem abgeschlossenem und einem laufenden Ausstellungsprojekt erzählen. Der 1965 gegründete Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders engangiert sich für ein breites Themenspektrum von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Zeitgeschichte.
Dr. Karl Stainer (1868–1949). Arzt. Wohltäter und Forscher
Mit einem Brunnen, Gedenktafeln, Straßenname und als Ehrenbürger von Baumkirchen, Fritzens und Wattens ist Karl Stainer in der Region präsent. Doch viele kennen nur Fragemente seiner Biographie und Familiengeschichte. 2024 bot mit mehreren Jubiläen Anlass, sein Leben zu thematisieren und in einen größeren Kontexte einzuordnen. Es jährte sich zum 75. Mal sein Todestag, vor 130 Jahren war er Gemeindearzt in Wattens geworden und vor 110 Jahren eröffnete unter seiner Leitung ein Notlazarett in der Industriegemeinde Wattens. Von Juni bis November 2024 war als Kooperationsprojekt des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, des Museums Wattens und des Heimatkunde- und Museumsvereins Wattens-Volders eine Ausstellung mit umfangreichem Begleitprogramm im Museum Wattens zu sehen. Bereits in der Vorbereitung versuchten die drei Kuratoren möglichst viele ins Boot zu holen.
Bereits vor der Recherchephase waren die Sammlung des Vereins, die Archäologische Sammlung des Ferdinandeums und Ortschroniken in Fritzens, Volders und Wattens als „Rechercheorte“ bekannt. Im Zuge der Recherchen ergab sich sehr bald, dass sein jüngerer Bruder Leo Stainer eine Schlüsselperson für das Rote Kreuz Innsbruck und das Rettungswesen insgesamt in Tirol war. Eine Kontaktaufnahme mit dem Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck erschien daher lohnend. Es entwickelte sich eine hervorragende Zusammenarbeit, die sich nicht alleine auf Leihgaben und Texte beschränkte. Zusammengearbeitet wurde schließlich auch in der Bewerbung sowie mit einem eigenen Leo Stainer und dem Rettungswesen gewidmeten Vortrag. Höhepunkt des Miteinanders mit dem Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck war eine Spezialführung für Ehren- und Hauptamtliche des Roten Kreuzes Innsbruck.
Für die Engagierten des Roten Kreuzes bot die Ausstellung einen Lernort, einen Ort der Selbstvergewisserung und einen Zeitzeugen, der Leo Stainer noch kannte, Anlass zu Erzählen. Ebenso zentral zum Gelingen der Ausstellung trugen Nachfahren Karl Stainers bei. Sie stellten großzügig medizinische Objekte, Fotos und als ein Highlight ein Originalgemälde „Karl Stainer als Student“ von Anna Stainer-Knittel zur Verfügung. Ein Kunstwerk, dass vermutlich noch nie öffentlich gezeigt wurde. Intensiv begleiteten die Vorbereitung der Ausstellung die Ältere Kunstgeschichte der Tiroler Landesmuseen und das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck.
Zahlreiche Leihgaben zur Medizin- und Alltagsgeschichte ergaben sich durch „Herumfragen“ im Bekanntenkreis. Viele steuerten uneigennützig Objekte und Kontakte bei. So kamen schließlich völlig unerwartet medizinhistorische Leihgaben wie ein Lazarettbett und weiteres vom Sanitätszentrum West des österreichischen Bundesheeres.
Die anfangs vorhandene Sorge, dass der biografischen Teil zu Karl Stainer vor allem mit „Flachware“ erzählt werden würde, erwies sich als unbegründet: Vom Fahrrad aus dem frühen 20. Jahrhundert, über medizinische Objekte bis zu Ehrenzeichen aus dem Nachlass von Leo Stainer bot sich eine Vielfalt an Objekten.
Dank der Unterstützung der Tiroler Landesmuseen kehrten archäologische Funde Karl Stainers in die Region zurück. Unbezahlbar waren die leuchtenden Augen der Volksschüler:innen aus Fritzens, als sie zum ersten Mal Funde aus ihrer Gemeinde sahen, darunter die Fritzens-Sanzeno-Schale, die die Vorlage für ihr Gemeindewappen ist.
Bereits vor der Recherchephase waren die Sammlung des Vereins, die Archäologische Sammlung des Ferdinandeums und Ortschroniken in Fritzens, Volders und Wattens als „Rechercheorte“ bekannt. Im Zuge der Recherchen ergab sich sehr bald, dass sein jüngerer Bruder Leo Stainer eine Schlüsselperson für das Rote Kreuz Innsbruck und das Rettungswesen insgesamt in Tirol war. Eine Kontaktaufnahme mit dem Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck erschien daher lohnend. Es entwickelte sich eine hervorragende Zusammenarbeit, die sich nicht alleine auf Leihgaben und Texte beschränkte. Zusammengearbeitet wurde schließlich auch in der Bewerbung sowie mit einem eigenen Leo Stainer und dem Rettungswesen gewidmeten Vortrag. Höhepunkt des Miteinanders mit dem Archiv der Freiwilligen Rettung Innsbruck war eine Spezialführung für Ehren- und Hauptamtliche des Roten Kreuzes Innsbruck.
Für die Engagierten des Roten Kreuzes bot die Ausstellung einen Lernort, einen Ort der Selbstvergewisserung und einen Zeitzeugen, der Leo Stainer noch kannte, Anlass zu Erzählen. Ebenso zentral zum Gelingen der Ausstellung trugen Nachfahren Karl Stainers bei. Sie stellten großzügig medizinische Objekte, Fotos und als ein Highlight ein Originalgemälde „Karl Stainer als Student“ von Anna Stainer-Knittel zur Verfügung. Ein Kunstwerk, dass vermutlich noch nie öffentlich gezeigt wurde. Intensiv begleiteten die Vorbereitung der Ausstellung die Ältere Kunstgeschichte der Tiroler Landesmuseen und das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck.
Zahlreiche Leihgaben zur Medizin- und Alltagsgeschichte ergaben sich durch „Herumfragen“ im Bekanntenkreis. Viele steuerten uneigennützig Objekte und Kontakte bei. So kamen schließlich völlig unerwartet medizinhistorische Leihgaben wie ein Lazarettbett und weiteres vom Sanitätszentrum West des österreichischen Bundesheeres.
Die anfangs vorhandene Sorge, dass der biografischen Teil zu Karl Stainer vor allem mit „Flachware“ erzählt werden würde, erwies sich als unbegründet: Vom Fahrrad aus dem frühen 20. Jahrhundert, über medizinische Objekte bis zu Ehrenzeichen aus dem Nachlass von Leo Stainer bot sich eine Vielfalt an Objekten.
Dank der Unterstützung der Tiroler Landesmuseen kehrten archäologische Funde Karl Stainers in die Region zurück. Unbezahlbar waren die leuchtenden Augen der Volksschüler:innen aus Fritzens, als sie zum ersten Mal Funde aus ihrer Gemeinde sahen, darunter die Fritzens-Sanzeno-Schale, die die Vorlage für ihr Gemeindewappen ist.
Ein besonderer Moment war ein Abend im Rahmen des Begleitprogramms als Ulrike Hofer, Mitarbeiterin der Älteren kunstgeschichtliche Sammlung, Tiroler Landesmuseen, über Anna Stainer-Knittel referierte und anschließend Mitglieder der Cew ein laufendes Filmprojekt über diese Tiroler Künstlerin vorstellten. Als Vorlage für die Geierwally ist sie bis heute bekannt. Leider überschattet die im Roman und in Filmen geschaffene Kunstfigur häufig die reale Person der Tiroler Malerin und ehrgeizigen Fördererin ihrer Söhne Karl und Leo.
Das aktuelle laufende Filmprojekt möchte Kunstfigur und reale Person wieder verbinden und so Anna Stainer-Knittel in ihrer Gesamtheit sichtbar machen. Es war ein Abend der Kunstgeschichte, die Tiroler Filmszene und die Familie Stainer ins Gespräch brachte. Dankbar blickt der Verein auf die Ausstellung zurück. Gemeinsam wurde vieles möglich von der Ausstellungsgestaltung, über eine Vortragsreihe bis hin zu einem wissenschaftlichem Workshop Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno Kultur gemeinsam mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck.
Das aktuelle laufende Filmprojekt möchte Kunstfigur und reale Person wieder verbinden und so Anna Stainer-Knittel in ihrer Gesamtheit sichtbar machen. Es war ein Abend der Kunstgeschichte, die Tiroler Filmszene und die Familie Stainer ins Gespräch brachte. Dankbar blickt der Verein auf die Ausstellung zurück. Gemeinsam wurde vieles möglich von der Ausstellungsgestaltung, über eine Vortragsreihe bis hin zu einem wissenschaftlichem Workshop Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno Kultur gemeinsam mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck.
Tod aus der Luft. Zwei Bomberabstürze in Volders 1943/44
Aus Anlass des 80. Jahrestages des Ende des Zweiten Weltkriegs tritt im Herbst 2025 in der gemeinsam mit der Gemeinde Volders realisierten Ausstellung Tod aus der Luft. Zwei Bomberabstürze in Volders 1943/44, ein Projekt das Vereinsmitglieder schon lange beschäftigt, in eine neue Phase. Aus amerikanischer und Tiroler Perspektive sollen Aspekte des Luftkriegs über dem Bundesland erzählt werden. Eine Ausstellung, die sich aufgrund von glücklichen Umständen ergab. Zu nennen sind mehrfache Besuche von Familienangehörigen von verstorbenen und überlebenden Besatzungsmitgliedern aus den USA an der Absturzstelle und eine gemeinsame Grabung mit den Universitäten New Orleans und Innsbruck bei einem vermeintlichen Grab von Besatzungsmitgliedern. Bereichernd war eine gemeinsame Exkursion mit der Austrian-American Society zum Luftkrieg über Tirol im Herbst des Vorjahrs. Auch dieses Jahr kann die Ausstellung nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Akteure umgesesetzt werden – private Sammler, die Objekte zur Verfügung stellen oder die Gemeinde Volders, die das Projekt mit Räumlichkeiten und Werbung unterstützt.
Eine Ausstellung kann – wie die 2024 realisierte – Anlass für die Zusammenarbeit mit manchmal unerwarteten Partner:innen sein oder sie kann – wie 2025 – Abschluss von Kooperation mit in- und ausländischen Partner:innen sein.
Credits und Zusatzinfos:
Empfohlene Zitierweise
Philip Lehar: Wissen sammeln, Perspektiven teilen, ins Gespräch kommen. Zwei Ausstellungsprojekte in der Region Fritzens-Volders-Wattens, in: neues museum 25/3, www.doi.org/10.58865/13.14/253/6.
Empfohlene Zitierweise
Philip Lehar: Wissen sammeln, Perspektiven teilen, ins Gespräch kommen. Zwei Ausstellungsprojekte in der Region Fritzens-Volders-Wattens, in: neues museum 25/3, www.doi.org/10.58865/13.14/253/6.