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Klimakommunikation – über die Klimakrise richtig kommunizieren
Rückblick ARGE Museums For Future, 30. Jänner 2024
Von: Sabine Fauland (Museumsbund Österreich)

Die Berichterstattung über die Klimakrise als existenzielle Krise unserer Zeit stellt in der Kommunikation vor enorme Herausforderungen: Wie eine derart große Bedrohung kommunizieren? Wie informieren und dabei die Balance zwischen Alarmismus und konstruktiven Anregungen finden? Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, braucht es Austausch, grundlegendes und interdisziplinäres Fachwissen sowie entsprechende Kompetenzen.
 
Das Netzwerk Klimajournalismus Österreich wurde auf Initiative von den Journalistinnen Katharina Kropshofer und Clara Porák sowie der Expertin für Klimabildung Veronika Winter vor ca. drei Jahren gegründet. Zum Kernteam des Netzwerks zählen zwischen zehn und 30 Journalist:innen. In Deutschland und der Schweiz bestehen bereits Partnerorganisationen. Aus dem losen Zusammenschluss hat sich dieses Netzwerk mit regelmäßigen Treffen und Newsletter gebildet, das auf der Webseite etliche Materialien rundum das Thema Klimakommunikation zur Verfügung stellt.
 
Was ist das Ziel des Netzwerks?
Unser Ziel ist es, den Journalismus im deutschsprachigen Raum klimakrisenfit zu machen. Die Medienlandschaft hat sich seit der Gründung des Netzwerks verändert: Früher gab es einzelne Journalist:innen, die zum Thema Klima gearbeitet und geschrieben haben, heute gibt es in vielen Medien ganze Ressorts, die sich dem Thema Klima widmen. 

Als Leitlinie für die Klimakommunikation haben wir 2023 einen Klima-Kodex für eine klare, angemessene und konstruktive Klimaberichterstattung in einem partizipativen Prozess erarbeitet, um eine breite Akkzeptanz zu erreichen. Der Klima-Kodex ist mit zahlreichen wissenschaftlichen Quellen hinterlegt. 
Medien sollen sich mit der Unterzeichnung verpflichten, diese Richtlinien einzuhalten. Diesen haben inzwischen mehr als 25 Medien unterzeichnet. Die Klima-Charta kann auch von Einzelnen gezeichnet werden.
Wichtig ist, den menschengemachten Klimawandel bzw. die menschengemachte Klimakrise als solchen zu bezeichnen.
 
Im Klima-Kodex haben wir folgende fünf Leitlinien festgelegt:
 
  1. Die Klimakrise ist gemeinsam mit dem Artensterben die dringlichste Krise in diesem Jahrhundert. Sie gefährdet unsere Lebensgrundlagen und hat deshalb höchste Priorität. Ein stabiles Klima ist Voraussetzung für ein sicheres und friedliches Zusammenleben.
  2. Das Medium erkennt die wissenschaftlichen Fakten zum Klimawandel an und denkt diese als Dimension ressort- und themenübergreifend mit. Klimaberichterstattung braucht angemessenen Platz und Ressourcen.
  3. Das Medium stellt sich der Herausforderung, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse angemessen über die Klima- und Biodiversitätskrise zu berichten. Es zeigt neben den Folgen der Erderhitzung auch unterschiedliche Lösungen und Handlungsmöglichkeiten auf.
  4. Klimajournalismus ist kein Aktivismus.
  5. Das Medium achtet auf eine Bebilderung und Wortwahl, die dem Ausmaß und den Folgen der Klimakrise gerecht wird. Auf die menschengemachte Erderhitzung rückführbare Ereignisse werden nicht verharmlost.
 
Wünschenswert ist, wenn Klimakommunikation ressortübergreifend gelebt wird. Das Thema menschengemachter Klimawandel ist ein Querschnittsthema und betrifft alle Ressorts! 
Es ist kein Aktivismus, wenn auf Basis von Wissenschaft Tatsachen und Erkenntnisse berichtet werden. 
 
Die fünf Kerninfos zum Klimawandel in 20 Worten zusammengefasst haben das Deutsche Klima-Konsortium (DKK), die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), der Deutscher Wetterdienst (DWD), der Extremwetterkongress Hamburg, die Helmholtz-Klima-Initiative und klimafakten.de:
 
  1. Er ist real.
  2. Wir sind die Ursache.
  3. Er ist gefährlich.
  4. Die Fachleute sind sich einig.
  5. Wir können noch etwas tun.
 
Auf unserer Webseite www.klimajournalismus.at finden sich auch zahlreiche Leifäden, bspw. 10 Ratschläge für besseren Klimajournalismus von Kristoffer Frøkjær oder 7 Schritte für bessere Klimaberichterstattung in Redaktionen von Sara Schurmann. 
Wir verstehen uns nicht nur als Netzwerk, sondern auch als Schnittstelle, die Wissen und Ressourcen bündelt.
 
Die Grundbotschaften aller Leitfäden und Praxisratgeber ähneln einander grundsätzlich, zusammengefasst:
 
Do’s
  • Klima immer mitbedenken – betrifft alle Dimensionen des Lebens!
  • Kontext liefern – aufzeigen, warum ist Klimakrise bei den angesprochenen Themen relevant?
  • Einfache und klare Sprache verwenden, die auch Lösungen aufzeigt
 
Don’t’s
  • Alarmistische Sprache vermeiden (bspw. Wörter wie Katastrophe, Tod, Untergang) – Nachrichtenvermeidung kann die Konsequenz sein
  • Nur auf Probleme hinweisen, keine Lösungen aufzeigen oder motivierende Beispiele
  • False Balance (eine Quelle wiegt nicht 50 Quellen auf)
 
Zusammenfassend habe wir sieben Leitfragen für gute Klimaberichterstattung entwickelt:
 
  1. Inwiefern ermittelt der Beitrag die Dringlichkeit der Klimakrise?
  2. Werden zentrale Begriffe (Treibhausgasemissionen, 1,5 Grad etc.) erklärt?
  3. Wie wird die Klimakrise geframde?
  4. Welche Vorurteile und Klischees kommen vor? Sind die Geschichten und Stimmen indem Beitrag divers? Wer kommt zu oft zu Wort?
  5. Welche Ausreden, um nicht zu handeln, kommen vor? Werden sie reproduziert?
  6. Wir wird die Klimakrise bebildert? Erzeugt die Bebilderung Dringlichkeit, Nähe und Betroffenheit?
  7. Werden Lösungen aufgezeigt? Wird die Frage gestellt, wie es jetzt weitergehen kann?
 
Naz Küçüktekin ist freie Journalistin und Organisationsmitglied im Netzwerk Klimajournalismus.
Ihren Talk hat Sabine Fauland zusammengefasst.

Credits und Zusatzinfos: 

Literaturtipps:
GALLUP Stimmungsbarometer, Klimakrise geht in der Berichterstattung unter, 2022
William F. Lamb, Discourses of climate delay, 2020
Katharina Rogenhofer, Florian Schlederer, Ändert sich nichts, ändert sich alles, 2021
Sara Schurmann, Klartext Klima!, 2022
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