Zeitzeuginnengespräch im Museum Fronfeste / Foto: Museum Fronfeste
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Von der Uni ins Museum
Das Förderprogramm, das Studierenden eine Brücke zu regionaler Kultur bietet gleichzeitig die Salzburger Regionalmuseen bei der Professionalisierung unterstützt

Erstmals schrieb das Land Salzburg 2019 ein Förderprogramm für Studierende und Regionalmuseen aus, um Studierende mit der Arbeit in einem Regionalmuseum vertraut zu machen. Diese Initiative ging vom Land Salzburg, Abteilung 2 Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport, Referat Volkskultur, kulturelles Erbe und Museen, der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) sowie dem Landesverband Salzburger Museen und Sammlungen aus.
 

Synergien zu nutzen

Einerseits war man bestrebt, den Zielsetzungen des 2018 verabschiedeten Kulturentwicklungsplanes zu entsprechen, in dem die konsequente Miteinbeziehung aller Akteur:innen gefordert wurde, um Parallelangebote zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Andererseits sollte ein kontinuierlicher Dialog zwischen Universität, Kulturverwaltung und Interessensvertretung aufgebaut werden. 
Die Universität betrachtet das Förderprogramm als eine Möglichkeit, das Geschichtsstudium zusätzlich zu attraktivieren, indem den Studierenden neue Berufsfelder im ländlichen Raum eröffnet werden. Die Regionalmuseen sehen darin eine Gelegenheit, ihre Arbeitsweise zu professionalisieren und möglichen personellen Nachfolgeproblemen vorzubeugen. Durch die Einbeziehung der Expertise der Studierenden sowie deren neuen Perspektiven und Herangehensweisen profitieren die Museumsvereine von einer frischen Dynamik und innovativen Ideen.
 

Brücke zu regionaler Kultur 

Als Teilnehmende am Förderprogramm leisten die Studentinnen und Studenten mindestens 160 Arbeitsstunden. Diese können entweder in Vollzeit (mind. vier Wochen zu je 40 Stunden) oder Teilzeit (mind. acht Wochen zu je 20 Stunden) absolviert werden. Während des Aufenthaltes in den Regionalmuseen geht es darum, die Studierenden in möglichst viele Bereiche der Museumsarbeit einzuführen. Diese beinhaltet neben der Objektrecherche, dem Texte verfassen, der Arbeit im Depot, der Archivierung sowie EDV-Inventarisierung, der Erstellung von Ausstellungskonzepten, der Pressearbeit und der Betreuung der sozialen Medien auch die Arbeit mit den Besucher:innen – sei es bei Führungen, Workshops mit Kindern und eventuell auch mal hinter der Kassa. Alle diese Arbeiten finden stets in Zusammenarbeit mit den Museumsmitarbeiter:innen, also gemeinsam mit den Expert:innen vor Ort statt. Die Studierenden erhalten für ihre geleistete Arbeit eine Aufwandsentschädigung und können sich diese Tätigkeit auch für das Studium anrechnen lassen. Bachelorstudierenden am Fachbereich Geschichte der PLUS bekommen für die einmonatige Tätigkeit bis zu 6 ECTS-Punkte und können damit Lehrveranstaltungen aus dem Modul „Fortgeschrittene Arbeitstechniken und berufsorientierte Lehrveranstaltungen“ kompensieren, im Masterstudium gilt die facheinschlägige Tätigkeit im Regionalmuseum für den Erwerb „Allgemeiner Qualifikationen“ und wird im entsprechenden Modul ebenfalls im Höchstmaß von 6 ECTS-Punkten berücksichtigt. Alternativ ist auch die Anrechnung als freies Wahlfach möglich. Da die Studierenden vom jeweiligen Museum ein offizielles Arbeitszeugnis mit genauen Informationen über den Ort, die Art und Dauer der Tätigkeit und Leistung während des Beschäftigungszeitraumes erhalten, ist damit eine wesentliche Grundlage für die Anerkennung als Studienleistung an anderen Fachbereichen und Universitäten gegeben.
 
Das Land Salzburg förderte die Anstellung der Studierenden in den ersten Jahren mit 1.000 Euro pro Arbeitsstelle (160 Stunden) mittlerweile sind es 1.200 Euro. Anfangs auf die Sommermonate bzw. die vorlesungsfreie Zeit (Juli bis Oktober) begrenzt, wurde 2022 der Anspruchszeitraum auf das ganze Jahr ausgeweitet und die maximale Förderdauer in der Förderperiode auf sechs Monate pro Regionalmuseum erhöht. Das Anstellungsverhältnis regelt grundsätzlich der jeweilige Rechtsträger des Museums. Bei kleineren bzw. ausschließlich ehrenamtlich geführten Museen, ohne Anbindung an die Ortsgemeinde und ohne Ressourcen zur Durchführung der An- und Abmeldung kann im Anlassfall die Anstellung über das Salzburger Bildungswerk erfolgen. Die ausbezahlte Aufwandsentschädigung für die Studierende kann sich von Museum zu Museum unterscheiden – die 1.200 Euro werden entweder ganz ausbezahlt, wenn die Museen die Dienstgeberabgaben übernehmen oder diese werden zum Abzug gebracht und die Studierende erhalten die Differenz. 

Wie finden sich nun aber die Studierenden und die Regionalmuseen? Einerseits ist es möglich, aufgrund persönlicher Bekanntschaften und geografisch günstiger Wohnverhältnisse direkt auf ein Museum zuzugehen oder man nützt die Möglichkeit der Kontaktvermittlung über das Büro des Landesverbandes Salzburger Museen und Sammlungen. Auf der Landesverbandshomepage werden die Stellengesuche der Regionalmuseen übersichtlich gelistet und jährlich wird eine Aussendung an die Studierenden der PLUS organisiert.
 

55 Ausbildungsstellen in 5 Jahren

In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 55 solcher Ausbildungsstellen erfolgreich an Studierende vermittelt. Dass die intendierten Ziele erreicht werden und es zu einer nachhaltigen Bindung zwischen den Nachwuchsforscher:innen und den Regionalmuseen kommt, zeigt sich daran, dass aus den Ferialmitarbeitenden früherer Jahre in einigen Regionalmuseen mittlerweile Museumsmitarbeiter:innen, Vorstandsfunktionäre oder ehrenamtliche Helfer:innen im Verein wurden. Dieser Trend lässt sich auch für ausgeschriebene Stellen auf Dachverbandsebene in der Salzburger Volkskultur fortschreiben, die Assistenzkraft zur Inventarisierung und Digitalisierung in den Salzburger Regionalmuseen wurde beide Male mit Fachkräften besetzt, die im Zuge ihres Studiums am „Förderprogramm für Studierende und Regionalmuseen“ teilgenommen haben und so bereits erste Erfahrungen in den Salzburger Regionalmuseen vorweisen konnten.
 

Fazit der Studierenden

Es war ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Hineinschnuppern in die Museumsarbeit. Durch das Vertrauen und die Freiheit, welche die Museumsleitung mir geschenkt hat, konnte ich sehr selbstständig und kreativ arbeiten. Dabei habe ich viele wertvolle Einblicke hinter die Kulissen eines Museums werfen können. Die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Team hat meine Zeit vor Ort noch zusätzlich aufgewertet. Ich fühlte mich immer willkommen und geschätzt und konnte auf die Hilfe meiner Teamkolleginnen zählen. 
Jakob

Zuletzt bleibt zu sagen, dass es wieder eine äußerst spannende und facettenreiche Arbeitserfahrung war. Ich konnte sehr selbstständig und frei arbeiten und konnte mich spannenden historischen „Quellen“ und Fragestellungen widmen, welche kurios und interessant zugleich waren und auch die Werkzeuge eines (Kunst-)Historikers wie Kurrent lesen oder Wappen interpretieren anwenden. Vor allem war es spannend, sich mit der Volkskunst, einem sehr stiefmütterlich behandelten Bereich der Kunst(-geschichte) auseinanderzusetzen und neue Einblicke und Perspektiven zu gewinnen. 
Meine Arbeit gewann vor allem so viel an Wert, da die Arbeit mit dem Team ausgezeichnet war. Man fühlte sich gut aufgehoben und immer willkommen. Bei Fragen wurde einem immer zur Seite gestanden und stets neue Einblicke in die Arbeit im Museum gewährt. 
Lena

Schlussendlich bin ich überaus froh über diese Erfahrung und habe vieles bei meiner Arbeit gelernt. Das nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch. Das Arbeitsklima hätte besser nicht sein können. Am herausragendsten war die Freiheit in der Bearbeitung der Aufgaben. Es gab bei der Planung der Ausstellung zum Beispiel keine strikten inhaltlichen Vorgaben. Wir bekamen das Überthema und ein paar Exponate, welche mindestens ausgestellt werden mussten. Die Ausarbeitung war uns aber komplett frei überlassen. Auch die Posts für Instagram konnte ich komplett ohne Vorgaben erstellen und mir selbst die Sachen herauspicken, welche ich am ansprechendsten fand. Meine eigene Kreativität konnte überall einfließen. Alles in allem eine herausragende Erfahrung über die ich überaus froh bin. 
Stefanie 

Credits und Zusatzinfos: 
Andrea Dillinger: Von der Uni ins Museum. Das Förderprogramm, das Studierenden eine Brücke zu regionaler Kultur bietet gleichzeitig die Salzburger Regionalmuseen bei der Professionalisierung unterstützt, in: neues museum 24/1-2, www.doi.org/10.58865/13.14/2412/3.
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