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Zum Mehrwert der österreichischen Museen
Vermessung der Museumswelt: gewogen, gemessen und für gut (genug) befunden?

Das goldene Zeitalter der Museen – so es jemals wirklich existiert hat – ist vorbei: Das Museumsmanagement hat die Institution Museum in ein enges, leistungsorientiertes Korsett gezwängt, die Hierarchien der Aufbauorganisation sind für zeitgemäße Museumsarbeiten bestenfalls hinderlich, Ablauforganisationen führen zu (digitalen) Aktenbergen statt kreativen Arbeitsprozessen (und Sitzungsmarathons). Einige der wichtigsten Stakeholder, die öffentlichen Eigentümer in Gestalt von Kulturpolitikerinnen und -politikern, zerren an den Nerven der Institution, indem eigene Vorstellungen miteingebracht werden, im Gegenzug die eine oder andere gute Idee sicherheitshalber im Keim erstickt oder – noch schlimmer – parteipolitisch motivierte Vorschläge gemacht werden, die nicht abgelehnt werden können. 
Und so reihen sich durchwegs „brave“ Ausstellungen und Veranstaltungen aneinander, am Ansatz glatt gebürstet, teils gefällig, teils publikumswirksam und man könnte sich fragen: Kann Museum nicht auch anders gehen? Widerständig, besucher/innenorientiert, witzig, informativ, horizonterweiternd und vielleicht auch noch professionell gestaltet?
 
Ist es dann notwendig, dass ausgerechnet einer der berufsständischen Verbände noch Öl ins zahlenfixierte Feuer gießt und den Wert der Museumsarbeit in Euro überführt?
 Möglicherweise nicht. 
 
Allerdings ist es stets von Vorteil, mehr als eine Perspektive auf die Institution Museum werfen zu können. Und schließlich sollte man sich nicht scheuen, die Wirkung guter Arbeit auch zu messen.
Zu zeigen, dass sich Investment in Kultur lohnt, dass sich Förderungen für Museen auszahlen, ist eines von vielen Argumenten, die wir verwenden können, um der Frage „Museum wozu?“ eine adäquate Antwort entgegenzuhalten. Die (leider notwendigen und von außen eingebrachten) Verteidigungsszenarien der Museumsarbeit sind vielfältig, ebenso divers müssen unsere Antworten sein. Nicht nur für unser Publikum müssen wir zielgruppenspezifisch arbeiten, auch Förderer, Gönner, Mäzene und Sponsoren brauchen unterschiedliche Ansprachen.
 
Darüber hinaus ist Österreich ein Land der „wilden Museen“ (Angela Jannelli): Fast 60 Prozent aller österreichischen Museen werden überwiegend ehrenamtlich betrieben. Die Öffentlichkeit für ehrenamtliche Museumsarbeit ist denkbar klein. So selbstverständlich und anerkannt das Ehrenamt im Sport- und Sozialbereich ist, so wenig sichtbar ist es im Museumsbereich. Überregionale Medien haben hier einen deutlichen blinden Fleck und auch regionale Medien haben nicht immer einen wertschätzenden Blick auf das Engagement der Amateurmuseen. Dass gerade der ehrenamtliche Museumsbereich wichtige soziale, integrative Funktionen übernimmt, lässt sich schwer in Zahlen fassen. Umso notwendiger ist gerade im ehrenamtlichen Bereich der Beleg, dass Förderungen hier nicht wirkungslos versickern.

Somit ist die Wirkungsanalyse aller österreichischen Museen ein wertvolles Instrument im Orchester vieler Argumente.
 
Fast 60 Prozent aller registrierten Museen sind unserem Aufruf gefolgt und haben den Erhebungsbogen vervollständigt, den wir gemeinsam mit unserem Partner ICG Integrated Consulting Group erstellt haben, rund 40 Prozent aller überwiegend ehrenamtlich betriebenen Museen sind in der Befragung erfasst. Die erhaltenen Angaben wurden von der ICG auf Plausibilität geprüft, fehlende Daten soweit möglich mit Informationen aus verschiedenen öffentlich zugänglichen Quellen (Statistik Austria, Kulturberichte der Bundesländer etc.) und mithilfe statistischer Regressionsmodelle ergänzt. Auf Grundlage dieser Daten wurde eine Hochrechnung aller registrierten Museen erstellt.
Für die Publikation Zur Lage der österreichischen Museen. Eine Bestandsaufnahme wurden die Daten der Wirkungsanalyse mit Daten aus der aktuellsten Museumsstatistik (Berichtsjahr 2016) von Statistik Austria ergänzt.
 
Damit haben wir den Beweis angetreten, dass Museen nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich relevant sind! Pro Subventions-Euro fließen 1,80 Euro zurück in die österreichische Wirtschaft. Museen verdoppeln nicht nur die zur Verfügung gestellten öffentlichen Subventionen, sie schaffen auch Arbeitsplätze und tragen wesentlich zum Image Österreichs als Kulturnation und den damit verbundenen Tourismusströmen bei. Allein an Steuereinnahmen (sog. Fiskaleffekte) fließen mehr als 60 Prozent der Subventionen direkt an die Gebietskörperschaften zurück. Rund 8.000 Arbeitsplätze werden durch Museen geschaffen.
Bei ehrenamtlich geführten Museen ist der Wert des Subventions-Euros mit 2,50 Euro sogar nochmals höher.
Weit weniger als die Hälfte der Besucher/innen kommt aus der Region (d. h. aus einem Umkreis von 30 km), woran man den wichtigen Impuls von Museen für die Tourismuswirtschaft erkennt. Die Wertschöpfungseffekte im Tourismus betragen ca. 1,8 Mrd. Euro, die Impulse seitens der Museen sichern rund 30.800 Arbeitsplätze.
Von den hochgerechnet 19,1 Mio. Besucher/innen werden jährlich 190.000 Vermittlungsprogramme genutzt, etwa 1.100 Sonderausstellungen werden von den knapp 750 registrierten Museen eröffnet.
  
Am Ende der Wirkungsanalyse steht für uns ein Wunsch, wie ihn Wolfgang Muchitsch zusammenfassend formuliert: „Anstatt dass vermehrt in die österreichische Museumslandschaft investiert wird, ist die Reichhaltigkeit der Museumslandschaft durch Kürzungen und Einsparungen bedroht. Die Museumsarbeit bleibt daher oft systemerhaltend: Wir wünschen uns, dass die Kulturpolitik verstärkt auf das wissenschaftliche und kreative Potenzial der österreichischen Museen setzt und uns durch entsprechende finanzielle Mittel ermöglicht, unabhängig und gesellschaftskritisch zu arbeiten, um offene Denkräume für Besucherinnen und Besucher anbieten zu können.“

Credits und Zusatzinfos: 
Grafik und Fotos:
Andreas Pirchner
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