Gegen die Wand fahren mit Ansage, Foto: nuseum.ai
Strukturwandel in der Vermittlung: KI als Ermöglicherin
Von:
Julian Harbort (Geschäftsführer, nuseum.ai), Wien
In unserem Beitrag am diesjährigen Österreichischen Museumstag haben wir uns kritisch mit dem Status quo digitaler Vermittlung auseinandergesetzt.
Die zentrale Frage lautete: Warum sind die meisten Museums-Apps so unbefriedigend – und warum werden sie kaum genutzt?
Welche strukturellen Probleme liegen diesem Scheitern zugrunde, und wie kann Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie einen völlig neuen, nutzerzentrierten Ansatz ermöglichen?
Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Gedanken unseres Vortrags zusammen – und zeigt, warum ein grundlegendes Umdenken in der digitalen Museumsvermittlung notwendig ist.
Welche strukturellen Probleme liegen diesem Scheitern zugrunde, und wie kann Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie einen völlig neuen, nutzerzentrierten Ansatz ermöglichen?
Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Gedanken unseres Vortrags zusammen – und zeigt, warum ein grundlegendes Umdenken in der digitalen Museumsvermittlung notwendig ist.
Kaum Nutzung und schlechtes Feedback: Status quo der digitalen Vermittlung
90 % der Museums-Apps werden von weniger als 3 % der Besucher:innen genutzt und haben damit keine praktische Relevanz im Museumsalltag. Das ist das Ergebnis unserer Analyse von 157 Museums-Apps in Deutschland und Österreich, deren Datensatz wir in einem eigenen Beitrag auf unserer Webseite veröffentlicht haben.
Eine vertiefende Analyse zeigt: Auch qualitativ erfüllen die meisten Museums-Apps nicht die Erwartungen der Besucher:innen – obwohl häufig versucht wird, mit Trends wie Gamification oder Augmented Reality zu punkten. Der bloße Einsatz vielversprechender Technologie ist also nicht ausreichend.
In Anbetracht der zentralen Rolle, die das Smartphone im Alltag der meisten Menschen spielt, wird deutlich: Die Museumsbranche schafft es bislang nicht, das Potenzial digitaler Technologien wirklich auszuschöpfen. Aber woran liegt das?
Eine vertiefende Analyse zeigt: Auch qualitativ erfüllen die meisten Museums-Apps nicht die Erwartungen der Besucher:innen – obwohl häufig versucht wird, mit Trends wie Gamification oder Augmented Reality zu punkten. Der bloße Einsatz vielversprechender Technologie ist also nicht ausreichend.
In Anbetracht der zentralen Rolle, die das Smartphone im Alltag der meisten Menschen spielt, wird deutlich: Die Museumsbranche schafft es bislang nicht, das Potenzial digitaler Technologien wirklich auszuschöpfen. Aber woran liegt das?
Ein systemisches Problem: Warum traditionelle Museums-Apps scheitern.
In unserem Beitrag haben wir die Umsetzung digitaler Vermittlungsvorhaben der meisten Museen provokativ als „mit Ansage gegen die Wand fahren“ beschrieben. Hinter dieser Aussage steht für uns ein strukturelles Problem, das in den bestehenden Strukturen und „Spielregeln“ des Ökosystems verankert ist, in dem Museums-Apps entwickelt werden. Folgende Gründe sind dafür maßgebend:
- Projektbasierte Arbeitsweise und Finanzierung: Museums-Apps wurden – wie für größere Unterfangen in Museen üblich – bisher meist als zeitlich und budgetär begrenzte Projekte umgesetzt. Die Abhängigkeit von Förderungen forciert diese Arbeitsweise zusätzlich.
- Umsetzung im Agenturmodell: Für die Umsetzung einer Museums-App wurde bisher meist eine Softwarefirma mit der Programmierung einer individuellen App beauftragt, während Sprecher:innen die Texte einsprechen. Beide Dienstleistungen werden dem Agenturmodell entsprechend in der Regel in Personentagen bzw. Stunden verrechnet.
- Produktentwicklung als Einbahnstraße: Durch gemeinsame Workshops angestoßen, nimmt die Umsetzung der App viele Monate in Anspruch. Erst wenn Softwarefirma und Sprecher:innen den Großteil ihrer Arbeit verrichtet haben, wird die „fertige“ App in den Museumsbetrieb übernommen. Wenn geringe Nutzung und schlechtes Feedback für Ernüchterung sorgen, ist meist kein Budget mehr vorhanden, um größere Änderungen vorzunehmen.
- Starre der Inhalte und fehlende Anpassungsfähigkeit: Museums-Apps haben naturgemäß einen content-lastigen Charakter und sind daher besonders unflexibel. Die Kombination von individuell programmierter Software und von menschlichen Sprecher:innen (in unterschiedlichen Sprachen) eingesprochenen Texten macht Anpassungen besonders aufwändig.
Die Kombination der oben genannten Faktoren zwingt der Museumsbranche eine gewisse Halsstarrigkeit auf. Sowohl aus Sicht der Innovationsforschung als auch anhand praxisorientierter Beispiele erfolgreicher Start-ups zeigt sich, dass erfolgreiche Produktentwicklung genau das Gegenteil erfordert: einen kontinuierlich stattfindenden, iterativen Prozess, der Schritt für Schritt zum bestmöglichen digitalen Besucher:innen-Erlebnis führt.
Best Practices aus der Start-up-Welt und KI als Ermöglicherin
Ein renommiertes Standardwerk der Start-up-Welt ist das Buch The Lean Startup von Eric Ries. Darin wird ein Ansatz beschrieben, der insbesondere unter knappen Ressourcen erfolgreich ist – also genau unter jenen Bedingungen, unter denen auch Museen arbeiten.
Das zentrale Prinzip lautet Build – Measure – Learn: So früh wie möglich mit einer ersten Version starten (Build), deren Wirkung anhand realer Besucher:innenbeobachtungen messen (Measure) und die gewonnenen Erkenntnisse für gezielte Verbesserungen nutzen (Learn). Dieser Ansatz verschiebt den Fokus weg von großen, abgeschlossenen Projekten hin zu einem kontinuierlichen Lernprozess, der sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Besucher:innen orientiert.
Künstliche Intelligenz sehen wir als Schlüsseltechnologie, um diesen Ansatz auch in der Museumsbranche zu ermöglichen – sie erlaubt es, Inhalte rasch anzupassen, Feedback auszuwerten und digitale Vermittlung kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mit diesem Ziel haben wir nuseum.ai gegründet.
Das zentrale Prinzip lautet Build – Measure – Learn: So früh wie möglich mit einer ersten Version starten (Build), deren Wirkung anhand realer Besucher:innenbeobachtungen messen (Measure) und die gewonnenen Erkenntnisse für gezielte Verbesserungen nutzen (Learn). Dieser Ansatz verschiebt den Fokus weg von großen, abgeschlossenen Projekten hin zu einem kontinuierlichen Lernprozess, der sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Besucher:innen orientiert.
Künstliche Intelligenz sehen wir als Schlüsseltechnologie, um diesen Ansatz auch in der Museumsbranche zu ermöglichen – sie erlaubt es, Inhalte rasch anzupassen, Feedback auszuwerten und digitale Vermittlung kontinuierlich weiterzuentwickeln. Mit diesem Ziel haben wir nuseum.ai gegründet.
Wie nuseum mithilfe von KI souveräne Vermittlungsteams schafft
Unsere Produktphilosophie zielt darauf ab, die digitale Vermittlungsstrategie des Museums möglichst souverän zu gestalten. Konkret bedeutet das: die Unabhängigkeit des Vermittlungsteams von Budgetfragen und Förderungen sowie von Softwarefirmen und Sprecher:innen. Die KI-unterstützte Arbeit in unserem browserbasierten CMS – dem nuseum Curator Space – funktioniert dahingehend wie folgt:
- KI-gestützte Guide-Erstellung: Museen „trainieren“ ihre eigene KI, indem sie vorhandene Ausstellungstexte und Publikationen in den nuseum Curator Space hochladen. Mit diesem Tool kann schnell eine erste Version des Guides erstellt werden.
- Kontinuierliche Anpassung: Basierend auf qualitativem und quantitativem Feedback der Besucher:innen können die Inhalte des Guides in kurzer Zeit angepasst und erweitert werden – beispielsweise, um neue Wechselausstellungen oder interaktive Führungen zu ergänzen.
- Keine finanziellen Abhängigkeiten: Unser Service erfordert keine Vorabinvestition – nuseum finanziert sich ausschließlich aus einer Umsatzbeteiligung an den verkauften Guide-Tickets. Der Smartphone-Guide finanziert sich also „von alleine“. Damit ist der Einsatz budgetunabhängig und auch für kleinere Museen möglich, die bisher meist überhaupt keine digitalen Vermittlungsangebote bereitstellen konnten.
Souveräne Vermittlungsteams werden durch KI empowered, keineswegs ersetzt. Sie erwerben durch die regelmäßige Arbeit Expertise im Umgang mit der Technologie und tragen dieses Wissen in die Organisation. Am Beginn der Zusammenarbeit schulen wir das Vermittlungsteam und stehen später beratend zur Seite.
Wie Besucher:innen im Museum von KI profitieren
Die mit dem Curator Space erstellten Inhalte werden für die Besucher:innen im nuseum Copilot ausgespielt – einer niederschwelligen Web-App, die ohne Download nutzbar ist und direkt über QR-Codes erreicht werden kann. Die Inhalte werden automatisch von der KI in 20 Sprachen übersetzt und eingesprochen. Um fehlendes Hintergrundwissen zu ergänzen, können Besucher:innen offene Fragen stellen, die direkt von der KI beantwortet werden – ohne zu halluzinieren.
Dass dieser Ansatz funktioniert, konnten wir bereits zeigen: In der Klimt Villa in Wien zeigte sich, wie sich dieser Ansatz in der Praxis bewährt. Nach einer kurzen Optimierungsphase nutzt inzwischen etwa jede:r siebte Besucher:in den Guide – mit durchweg positivem Feedback. Die App wird im Schnitt mit 4,8 Sternen bewertet – ein Spitzenwert in der Branche.
Dass dieser Ansatz funktioniert, konnten wir bereits zeigen: In der Klimt Villa in Wien zeigte sich, wie sich dieser Ansatz in der Praxis bewährt. Nach einer kurzen Optimierungsphase nutzt inzwischen etwa jede:r siebte Besucher:in den Guide – mit durchweg positivem Feedback. Die App wird im Schnitt mit 4,8 Sternen bewertet – ein Spitzenwert in der Branche.
Fazit: Mit KI zur nachhaltigen digitalen Vermittlung im Museum
Ob die digitale Vermittlung in Ihrem Museum einen echten Mehrwert für die Besucher:innen bedeutet, ist keine Frage der Ressourcen oder der Größe des Hauses mehr. Entscheidend ist für den Erfolg nicht, ob KI eingesetzt wird, sondern wie die Technologie genutzt wird, um die strukturellen Herausforderungen der Branche sowie der Besucher:innen zu adressieren. Mit nuseum.ai ermöglichen wir Museen, agil und datengestützt zu arbeiten, um ein zugänglicheres, spannenderes und letztendlich erfolgreicheres digitales Besuchserlebnis zu schaffen.
Der Austausch am Museumstag hat gezeigt, wie groß das Interesse an diesem Paradigmenwechsel ist. Wir freuen uns, diesen Wandel mitzugestalten – gemeinsam mit all jenen, die digitale Vermittlung als das begreifen, was sie sein sollte: eine echte Bereicherung für die Besucher:innen.
Der Austausch am Museumstag hat gezeigt, wie groß das Interesse an diesem Paradigmenwechsel ist. Wir freuen uns, diesen Wandel mitzugestalten – gemeinsam mit all jenen, die digitale Vermittlung als das begreifen, was sie sein sollte: eine echte Bereicherung für die Besucher:innen.










