
Weitere Infos unter www.museumsguetesiegel.at
Sammlungskonzept & -richtlinien
Unsere Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Museumsbund und dem Verband Schweizer Museen haben dazu Leitfäden erstellt:
Ziele und Voraussetzungen zur Erstellung und Einhaltung eines Sammlungskonzeptes
- Die Vermehrung der Sammlung ist gezielt, kontrolliert und aktiv anzugehen.
- Überschneidungen mit Sammlungsbeständen anderer Museen müssen begründet
werden, d.h. entweder werden Überschneidungen absichtlich initiiert oder bewusst
vermieden. - Änderungen des Sammlungskonzeptes sind gut zu überlegen, denn die Qualität
einer Sammlung hängt auch von der Kontinuität ihres Konzeptes ab. - Die Einrichtung legt dem Sammlungskonzept die ethischen Richtlinien des Internationalen
Museumsrates (ICOM) zugrunde und verpflichtet sich, diese zu befolgen.
Die Standards für Museen definieren die museale Kernaufgabe Sammeln unter anderem folgendermaßen: „Die Sammlungen bilden das Rückgrat eines jeden Museums. Die Sammeltätigkeit von Museen lässt ein zielgerichtetes Handeln erkennen. Museales Sammeln ist eine kontinuierliche Aufgabe, die für die Zukunft der Sammlung erfolgt. Die Sammlung eines Museums besteht vorrangig aus originalen Objekten, die sich dauerhaft im Besitz beziehungsweise Eigentum des Museums oder des Trägers befinden. Jedes Museum hat eine eigene Sammlungsstrategie. Ihr liegt ein schriftlich formuliertes Sammlungskonzept zugrunde. Die Sammlungsstrategie des Museums trägt vor allem dem verantwortlichen Umgang mit den Objekten Rechnung und berücksichtigt die Notwendigkeit von Dokumentation, Bewahrung, Konservierung, gegebenenfalls Restaurierung und Ausstellung jedes einzelnen Gegenstandes.“ […]
Das Sammlungskonzept enthält folgende Punkte:
- Geschichte, Zweck und Ziel der Sammlung.
- Bestandsgruppen und Schwerpunkte.
- Perspektiven der Weiterentwicklung der Sammlung:
- Sammlungsstrategie
- Für das Museum zentrale Bestandsgruppen
- Nicht weiter zu verfolgende Bereiche
- Desiderate
- Abgabe beziehungsweise Tausch
Jedes Museum ist sich seiner Geschichte bewusst: Es erforscht seine eigene Sammlungsgeschichte, die Akteure und ihre Motivation, Gründer und Leiter sowie Mitarbeiter, Mäzene und Förderer, Sammler und Erblasser. Auch Verluste einzelner Objekte oder Objektgruppen werden dokumentiert und aufgearbeitet.
Das Museum kennt seine wesentlichen Bestandsgruppen und Sammlungsschwerpunkte.
Dazu zählen auch Sammlungskonvolute, die aufgrund der Zugangsart als Ganzes betrachtet werden. Für jeden Sammlungsbereich und jede Bestandsgruppe werden Perspektiven der künftigen Sammlungsstrategie entwickelt. Empfehlenswert ist eine Bewertung der einzelnen vorhandenen Sammlungsgegenstände nach den folgenden Kategorien:
- Unverzichtbar für das Profil des Museums.
- Wichtig für das Profil des Museums.
- Wichtig, ohne jedoch das Profil des Museums zu schärfen.
- Ohne Bedeutung für das Museum oder ohne Bezug zur weiteren Sammlung.
Daraus lassen sich Sammlungsstrategien für einzelne Bereiche ableiten:
- Die Sammlung wird weiter ausgebaut.
- Die Sammlung ist weitgehend abgeschlossen.
- Der Sammlungsbestand wird abgebaut.
Die Sammlungsstrategie benennt darüber hinaus Lücken und Wege, diese zu beseitigen.
Bestimmt werden Sammlungsstrategien auch von fachspezifischen Sichtweisen auf die zu sammelnden Dinge, die nicht zuletzt von sich ändernden Forschungs-, Ausstellungsund Vermittlungsmethoden geprägt und somit einem Wandel unterworfen sind. Grundsätzlich muss sich jeder, der im Museum tätig ist, darüber im Klaren sein, dass es individuelle Prägungen, Deutungen und Vorlieben gibt. Die Formalisierung der Sammeltätigkeit soll die verantwortungsvolle Abwägung beim Sammeln und Abgeben transparent und nachvollziehbar gestalten helfen.
Beim Aufbau einer Sammlung beziehungsweise deren Neuorientierung wird eine inhaltliche Abstimmung mit Museen in der Region oder vergleichbaren Sammlungen angestrebt. Ziel ist dabei, ein klares Profil zu entwickeln und eigene Schwerpunkte zu setzen. Die Sammlungsstrategie wird regelmäßig überprüft und das Sammlungskonzept entsprechend
aktualisiert.
(Aus: Deutscher Museumsbund, ICOM Deutschland: Standards für Museen. 2006)
Credits und Zusatzinfos:
Foto: ÖMG