
Museum der Moderne Salzburg, Standort am Mönchsberg, Foto: Museum der Moderne Salzburg / Marc Haaderer
Räume öffnen: Das Museum der Moderne Salzburg im städtischen Gefüge
Museen gelten zunehmend als zentrale Knotenpunkte in urbanen Räumen und sind häufig inmitten von Stadtzentren situiert. Doch auch wenn sie etwas abseits der belebten Wege liegen, können neue Perspektiven und Chancen entstehen. Das Museum der Moderne Salzburg kennt mit seinen beiden Standorten in der Salzburger Altstadt und am Mönchsberg sowohl das quirlige Leben im Festspielbezirk als auch das ruhige Erlebnis- und Naherholungsgebiet über der Altstadt. Die Kunst selbst fühlt sich im Dialog mit barocker Baukultur genauso wohl wie mit der grünen Gelassenheit des Berges – lediglich die Menschen schei- nen dazu eine unterschiedliche Wahrnehmung zu haben.
Gerade in einer stark vom Tourismus geprägten Stadt wie Salzburg geht es für Museen auch darum, attraktive Formen der Teilhabe für die lokale Bevölkerung zu entwickeln. Das Museum kann so zum Raum werden, der nicht nur besucht, sondern auch gemeinsam genutzt und mit- gestaltet wird. Indem es seine Nutzung über das klassische Ausstellungsformat hinaus erweitert, entsteht ein verbindender Raum zwischen dem institutionellen Innen und dem städtischen Außen: ein Ort, an dem Dialoge mit der Nachbarschaft ebenso möglich werden wie neue Ansätze für die Partizipation und Inklusion von Communities.
Gerade in einer stark vom Tourismus geprägten Stadt wie Salzburg geht es für Museen auch darum, attraktive Formen der Teilhabe für die lokale Bevölkerung zu entwickeln. Das Museum kann so zum Raum werden, der nicht nur besucht, sondern auch gemeinsam genutzt und mit- gestaltet wird. Indem es seine Nutzung über das klassische Ausstellungsformat hinaus erweitert, entsteht ein verbindender Raum zwischen dem institutionellen Innen und dem städtischen Außen: ein Ort, an dem Dialoge mit der Nachbarschaft ebenso möglich werden wie neue Ansätze für die Partizipation und Inklusion von Communities.
Ein Museum am Berg
Der Standort am Mönchsberg bringt eine besondere Gegebenheit mit sich Das Museum liegt inmitten eines beliebten städtischen Naturschutzgebiets – ei- ner Oase mit Wald- und Grünflächen, Aussichtspunkten und Spazierwegen, die viele Salzburger:innen regelmäßig aufsuchen. In diese Umgebung bettet sich das Museum als integrativer Bestandteil des Stadtraums am Berg ein und eröffnet den Besucher:innen dadurch eine besondere Qualität des Kunsterlebens. Im Gebäude selbst stellen architektonisch gerahmte Ausblicke gezielt Bezüge zur umliegenden Landschaft her: Vor 25 Jahren hatten die Architekten die Vorstellung, dem Kunstbild ein Naturbild an die Seite zu stellen. Dieser ungewohnte, gerahmte Blick auf die Natur sollte eine neue Sichtweise auf bereits Bekanntes ermöglichen. In der Bewusstwerdung dieses Umstands würden Besucher:innen ideal auf die Abstraktion der Kunst eingestimmt. [1] Zeitgenössische Kunstschaffende denken Kunst und Natur oft als Einheit und stellen das soziale Miteinander in den Vordergrund ihrer Praxis. Davon profitiert letztlich auch das Museum, indem es das Erfahren und Erleben im Kontext der Kunstpräsentation fokussiert.
Natürliche Barrieren überwinden
Mit der besonderen Lage am Berg bleibt jedoch eine physische Schwelle bestehen: Das Museum ist nur über den kostenpflichtigen MönchsbergAufzug oder einen fußläufigen Aufstieg erreichbar. Der Museumsbesuch erfolgt also selten beiläufig – der Weg hinauf wird zur bewussten Entscheidung. Es sind aber nicht die physischen Barrieren, die es zu überwinden gilt. Eine der wesentlichen Lehren aus der Kunstbe- trachtung heute ist, dass Kunst oftmals gemeinschaftliches Miteinander, aktive Teilhabe oder demokratisches Handeln hervorruft – und auch Museen nehmen sich verstärkt diesen Themen an. Der Herausforderung sich als ein solch gesellschaftlich relevanter Erfahrungsraum zu positionieren, begegnet das Museum der Moderne Salzburg mit verschiedenen Ansätzen der Öffnung. Mit regelmäßigen Einladungen zu Veranstaltungen und dialogorientierten Formaten, die in weiten Teilen kostenfrei sind, wird der Zugang über ökonomische Hürden hinweg erleichtert. In diesem Zusammenhang erhalten auch Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ganzjährig freien Eintritt an beiden Standorten, inklusive der Fahrt mit dem MönchsbergAufzug. Weitere Maßnahmen zielen darauf ab, auch die inhaltliche beziehungsweise sprachliche Zugänglichkeit zu erleichtern. So werden etwa die gesamten Ausstellungstexte auch in leichter Sprache angeboten und Filme zu den Ausstellungen produziert.
In Beziehung zur Stadt
Diese Offenheit und Zugänglichkeit sollen aber nicht nur im Inneren spürbar sein, sondern auch pro- aktiv nach außen getragen werden, um ein zentra ler Bestandteil des Stadtgeschehens zu werden. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit lokalen Verbänden, Einrichtungen und Initiativen, um gesellschaftlich rele- vante Fragestellungen aufzugreifen und verschiedene Lebensrealitäten sichtbar zu machen. So wird gemeinsam mit der Diakonie Salzburg das kostenlose Angebot Türen öffnen speziell für Menschen mit Demenz angeboten. Das Programm findet sowohl im Museum als auch direkt in Pflegeeinrichtungen und Tageszentren statt – damit wird kulturelle Teilhabe auch jenen Stadtbewohner:innen ermöglicht, die das Haus nicht selbst besuchen können.
Das Bestreben, auch junge Menschen aktiv anzusprechen und ihnen Raum zur kulturellen Teilhabe zu bieten, spiegelt sich in verschiedenen Kooperationen wider. Zum Beispiel findet heuer erneut das Next Generation Battle in Zusammenarbeit mit Flavourama, einem der führenden Hip-Hop- und House-Dance- Events Europas, am Mönchsberg statt. Das Museum bringt dabei Streetdance mit zeitgenössischer Kunst in einen Dialog und schafft einen Ort der Begegnung jenseits klassischer Kunstvermittlung.
Darüber hinaus bestehen laufende Kooperationen mit Ausbildungsinstitutionen wie der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst oder der Universität Mozarteum, die eine aktive Beteiligung im musealen Kontext ermöglichen.
Das Zusammenwirken mit der Stadt kann aber auf programmatischer Ebene stattfinden. Ein Beispiel dafür war etwa GENERATOR #3: Queering Space!, eine Ein-Raum-Ausstellung, gestaltet von und mit der queeren Stadtcommunity in Salzburg und dem Ver- ein HOSI Salzburg. Zum Abschluss wurde die Aus- stellung mit einem umfangreichen, kostenfreien Public Programm bespielt. Für die queere Community in Salzburg bedeutete diese Zusammenarbeit nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch die Möglichkeit, sich selbst in der Kunst wiederzufinden und gestärkt zu werden – ein nachhaltiger Community-Outreach auf Augenhöhe ist entstanden.
Diese Beispiele zeigen, dass ein Museum nicht zwingend im geografischen Zentrum liegen muss, um ein aktiver Teil des städtischen Lebens zu sein. Entscheidend ist, wie es sich als Institution öffnet – programmatisch, räumlich und sozial – und wie es gelingt, Zugänglichkeit nicht nur zu ermöglichen, son- dern bewusst zu gestalten. Das Verhältnis zur lokalen Stadtgesellschaft ist dabei komplex, gerade weil es keine allgemeingültige Antwort darauf gibt, wie ein Museum „nah bei den Menschen“ sein kann. Als Institutionen stehen Museen, die mit öffentlichen Geldern arbeiten, in der gesellschaftlichen Verantwortung, ihren eigenen Beitrag zu leisten und der Bevölkerung etwas durch und über die Kunst zurückzugeben. Mit einer aktiv nach außen getragenen, offenen und zu- gänglichen Haltung kann das Museum so zu einem zentralen, lebendigen Baustein der Stadt werden.[2]
Credits und Zusatzinfos:
Anmerkungen
Anmerkungen
1 Vgl. Museum der Moderne Salzburg, Klaus Friedrich, Stefan Hoff, Stefan Zwink (Hg,), Museum der Moderne Salzburg, Salzburg 2004, S. 15-18.
2 Vgl. Alexandra Ullman, „Museen als öffentliche Räume gestalten. Museumsstadträume“, in: architektur.aktuell 9/2023, S. 40.