
Netzwerkpause bei der Tagung
„Queer“ gehört nicht ins Museum?
Tagungsbericht
Von:
Anja Grebe (Universität für Weiterbildung), Krems
Beim Stichwort Inklusives Museum denken die meisten an die Museumsarbeit für und mit Menschen mit Behinderung:en, den Abbau sprachlicher Hürden durch Angebote in Leichter Sprache oder an Angebote für Besucher:innen mit Migrationshintergrund.
Die Forderung nach einem „Museum für alle“ bedeutet jedoch den Respekt vor jeglicher Unterschiedlichkeit, einschließlich kultureller und sexueller Unterschiede. Während es zu Barrierefreiheit und kultureller Vielfalt im Museum bereits zahlreiche Programme, Forschungsprojekte und Publikationen gibt, und Inklusion in dieser Hinsicht in vielen Museen zu einem Standard geworden ist, ist geschlechtliche Vielfalt vielerorts noch ein Tabuthema. Selbst in den einschlägigen (deutschsprachigen) Leitfäden zu Barrierefreiheit und Inklusion im Museum tauchen zentrale Aspekte wie sexuelle Vielfalt oder LGBTQ höchstens in Form einer pauschalen Forderung nach Nichtdiskriminierung aller Menschen auf.
Doch wie kann das Thema „vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen“ im Museum präsenter gemacht werden? Welche Orientierungslinien gibt es für die Verantwortlichen? Wie kann insbesondere Kunst- und Kulturvermittlung zu diesem Thema gelingen? Und wie können Kinder und Jugendliche für diesen Gegenstand sensibilisiert werden?
Diese Fragen stehen im Zentrum des zweijährigen Projekts VieL*Bar - Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit. Didaktische Potentiale und Herausforderungen museumspädagogischer Zugänge, das die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin durchführt. Das vom Institut für angewandte Forschung e.V. (IFAF Berlin) finanzierte Praxisforschungsprojekt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Jugend Museum Schöneberg und weiteren Projektpartnern.
Ziel ist es, ausgehend von den Erfahrungen des am Jugend Museum angesiedelten Modellprojekts ALL INCLUDED - Museum und Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bildungs-, sozial- und museumswissenschaftlich fundierte Leitlinien für eine künftige Professionalisierung und Etablierung von diesbezüglicher Bildungsarbeit (nicht nur) im Museum zu entwickeln.
Diese Fragen stehen im Zentrum des zweijährigen Projekts VieL*Bar - Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit. Didaktische Potentiale und Herausforderungen museumspädagogischer Zugänge, das die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin durchführt. Das vom Institut für angewandte Forschung e.V. (IFAF Berlin) finanzierte Praxisforschungsprojekt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Jugend Museum Schöneberg und weiteren Projektpartnern.
Ziel ist es, ausgehend von den Erfahrungen des am Jugend Museum angesiedelten Modellprojekts ALL INCLUDED - Museum und Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt bildungs-, sozial- und museumswissenschaftlich fundierte Leitlinien für eine künftige Professionalisierung und Etablierung von diesbezüglicher Bildungsarbeit (nicht nur) im Museum zu entwickeln.
Eindrücke des innovativen Projekts konnte man auf der Tagung VieL Bar - Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit gewinnen, die vom 18. bis 19. Jänner 2018 an der HTW in Berlin stattfand.
Dabei ging es in den unterschiedlichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen über die „ALL INCLUDED“-Erfahrungen hinaus immer wieder um die Frage, wie die vorherrschenden Heteronormativitätsdiskurse in der Museumsarbeit kritisch hinterfragt und durchbrochen werden können.
Ansätze hierzu sahen die beiden Projektleiter, Tobias Nettke, HTW Berlin und Jutta Hartmann, ASH Berlin, sowie Ellen Roters, pädagogische Leitung des Jugend Museums Schöneberg, zum einen in einem grundsätzlichen Umdenken nach dem Motto „Vielfalt von der Vielfalt aus denken“, d. h. ohne in neue Schubladen und damit Denkbarrieren und Ausgrenzungen zu verfallen. Zum anderen wurde der bei „ALL INCLUDED“ gelungene partizipative Ansatz hervorgehoben, der nach dem Prinzip des Co-Creative neben der kreativen und sinnlichen (objektorientierten) Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Sexualität und geschlechtliche Vielfalt vor allem Wert auf das Mitentscheiden und Mitgestalten der Kinder und Jugendlichen in fast allen Projektphasen legt.
Dabei ging es in den unterschiedlichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen über die „ALL INCLUDED“-Erfahrungen hinaus immer wieder um die Frage, wie die vorherrschenden Heteronormativitätsdiskurse in der Museumsarbeit kritisch hinterfragt und durchbrochen werden können.
Ansätze hierzu sahen die beiden Projektleiter, Tobias Nettke, HTW Berlin und Jutta Hartmann, ASH Berlin, sowie Ellen Roters, pädagogische Leitung des Jugend Museums Schöneberg, zum einen in einem grundsätzlichen Umdenken nach dem Motto „Vielfalt von der Vielfalt aus denken“, d. h. ohne in neue Schubladen und damit Denkbarrieren und Ausgrenzungen zu verfallen. Zum anderen wurde der bei „ALL INCLUDED“ gelungene partizipative Ansatz hervorgehoben, der nach dem Prinzip des Co-Creative neben der kreativen und sinnlichen (objektorientierten) Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Sexualität und geschlechtliche Vielfalt vor allem Wert auf das Mitentscheiden und Mitgestalten der Kinder und Jugendlichen in fast allen Projektphasen legt.
Um Bedingungen für und um wissenschaftlich fundierte Messbarkeit von „Gelingen“ heteronormativitätskritischer Bildungsarbeit ging es in den Beiträgen der Projektmitarbeiterinnen Uli Streib-Brzi, HTW Berlin, Mart Busche und Ute Koop, beide ASH Berlin, die als Kriterium vor allem eine Kompetenzerweiterung hinsichtlich des „Doing Difference/Differenzen können“ benannten. Hierzu bilde der „geschützte“ Erfahrungsraum des Museums mit der Möglichkeit, offener als z. B. in der Schule über Sexualität und sexuelle Vielfalt zu sprechen, eine wesentliche Voraussetzung. Wichtig sei weiters die Gelegenheit, über die (kreative, handlungsorientierte) Arbeit mit Objekten und die (gemeinsame) erfahrungsoffene Reflexion die mit den Dingen verbundenen stereotypen Geschlechterzuweisungen zu hinterfragen und diese Erfahrung auch auf die Welt außerhalb des Museums zu übertragen. Gelegenheit, weitere Praxisbeispiele kennenzulernen und über Gelingensmomente ebenso wie über „Stolpersteine“ zu diskutieren, boten die Besuche im Jugend Museum Schöneberg und dem Schwulen Museum* sowie die Präsentationen in den Workshops mit den Praxispartnern von VieL*Bar, zu denen neben den genannten Museen auch die Bildungsinitiative QUEERFORMAT und das ifgg – Institut für genderreflektierte Gewaltprävention zählen.
Als eine Grundbedingung für ein gelungenes „Doing Difference“ im Museum wird ein für LGBTQ-Aspekte offenes und geschultes Personal auf sämtlichen Ebenen der Museumsarbeit genannt.
Dies ist verbunden mit der Forderung, langfristig die Personalpolitik auch im Hinblick auf sexuelle Vielfalt als einer Selbstverständlichkeit zu etablieren, angefangen von LGBTQ-Groups (siehe V&A Museum, London) über „Diversity Trainings“ für alle Mitarbeiter/innen bis hin zu einer diversity-orientierten Einstellungspolitik.
Dies ist verbunden mit der Forderung, langfristig die Personalpolitik auch im Hinblick auf sexuelle Vielfalt als einer Selbstverständlichkeit zu etablieren, angefangen von LGBTQ-Groups (siehe V&A Museum, London) über „Diversity Trainings“ für alle Mitarbeiter/innen bis hin zu einer diversity-orientierten Einstellungspolitik.
Dass LGBTQ-sensible Arbeit im Museum nicht nur auf dem Gebiet der Vermittlung, sondern auch auf der kuratorischen Ebene stattfinden kann, zeigt Beispiel des V&A Museums in London. In ihrem Abendvortrag präsentierten Dawn Hoskin und Zorian Clayton, beide Assistant Curators im V&A, die Möglichkeiten, das Thema LGBTQ zu einem etablierten Bestandteil der täglichen kuratorischen Praxen des Sammelns, Inventarisierens und Forschens werden zu lassen. Als eine Leitlinie für die zukünftige Museumsarbeit kann eine der Thesen der Tagung gelten: „Differenzen wahrnehmen, aber nicht zu Unterschieden werden lassen.“
Credits und Zusatzinfos:
Fotos: Marco Ruhlig