Der neu gestaltete Vorplatz des Museums Horn lädt als urbaner Treffpunkt zum Verweilen ein. Foto: Franz Pötscher
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Open House: Es tut sich was im Museum Horn
Von: Franz Pötscher (Büro für Museumskonzepte und -beratung), Gutau

Auch in kleinen Städten haben Museen eine wichtige Rolle als kulturelle Knotenpunkte für eine ganze Region. Ein Beispiel ist das Museum Horn, das sich zum beliebten Treffpunkt und Veranstaltungszentrum entwickelt hat. Dazu haben viele große und kleine Schritte beigetragen.

Das Museum Horn gehört zu den traditionsreichsten Museen Niederösterreichs. Der Hobbyarchäologe und Sammler Josef Höbarth gründete es im Jahr 1930. Er hinterließ eine der größten und bedeutendsten archäologischen Sammlungen Österreichs sowie zahlreiche volkskundliche Objekte. Träger des Museums ist die Stadtgemeinde Horn. Im Museum arbeiten drei hauptamtliche mit bis zu 50 ehrenamtlich Mitarbeitenden zusammen. Zusätzlich werden projektbezogen externe Fachleute einbezogen. Der Museumsverein mit seinen ca. 300 Mitgliedern unterstützt laufend die Museumsarbeit. Das Museum ist auch Tourismusinformation und damit erste Anlaufstelle für Gäste in der Stadt.

Der überraschend große Museumskomplex besteht aus dem historischen Bürgerspital mit Kapelle, Teilen der Stadtmauer mit dem „Graselturm“ und jüngeren Zubauten. Ein lang gestrecktes Foyer verbindet das Bürgerspital mit der vormaligen „Kulturparkhalle“, heute „Höbarthhalle“ und den Büroräumlichkeiten. Der Innenhof des Bürgerspitals ist teilweise überdacht und dient als Ausstellungshalle. Hinter diesen Gebäuden liegen auf tieferem Niveau – am Fuß der Stadtmauer – die in den 1980er-Jahren für die Landtechnik-Sammlung errichtete „Maderhalle“ und der weitläufige Museumsgarten mit zwei Stadeln.
Einen großen Teil der ca. 2.500 m2 großen Ausstellungsfläche nimmt die umfangreiche Landtechnik-Sammlung ein. 2019 bis 2021 wurde sie unter dem Titel mensch.boden.technik. 7.500 Jahre Landwirtschaft neu aufgestellt. Das umfassende Projekt brachte einen Schub an weiteren Investitionen mit sich. Ein großer Teil der Arbeiten wurde vom Team des Bauhofes der Gemeinde durchgeführt, das sich sehr stark mit dem Museum und seinen Aktivitäten identifiziert.
Baulich wurde das Haus nach außen geöffnet. Die abweisende gusseiserne Einfriedung zur Straße wurde entfernt, stattdessen hat man Sitzbänke und den Schriftzug „museum“ installiert. Dadurch entstand ein großer, frei zugänglicher Vorplatz. Darauf wurde als moderner Akzent ein monumentales „Fenster“ oder „Eingangstor zum Museum“ mit weiteren Sitzgelegenheiten platziert. So entstand ein neuer städtischer Raum, der von Jugendlichen, Ausflugsgästen und bei Veranstaltungen gern genutzt wird und das Museum auch physisch nahe an die Menschen heranrückt. Am Vorplatz wie im Museum steht WLAN uneingeschränkt zur Verfügung.
Die „Höbarthhalle“ wurde als Veranstaltungssaal für 100 Personen adaptiert und ausgestattet. Das Foyer erhielt einen neuen Empfangs- und Shopbereich sowie eine Sitzecke mit Kaffeeautomat. Die Ausstellungsräume sind nun weitgehend barrierefrei zugänglich. Im Garten wurden die Wege neu angelegt, einer der Stadel für einen überdachten Sitzbereich vergrößert und mit Toilette ausgestattet. Damit kann das Gelände auch getrennt vom Museum bespielt werden. Abseits des Museumsareals wurde ein Teil der historischen Schweineversteigerungshalle als Depot für Großgeräte adaptiert.
Derzeit wird ein Projekt im Rahmen von „Kunst im öffentlichen Raum“ vorbereitet, bei dem die 13 aus der Sichtbeton-Fassade des Foyers vorkragenden Betonflächen künstlerisch gestaltet werden.

Museumsarbeit, Kooperationen und Veranstaltungen 

Für das Stammpublikum wie für die im Museum Tätigen ist ein abwechslungsreiches museales Angebot wichtig. Zu den jährlich wechselnden Sonderausstellungen kommen dynamische Bereiche in der Dauerausstellung. Gut etabliert haben sich die „Mikroausstellungen“: In einer Vitrine im Eingangsbereich präsentieren Sammelnde aus der Region ihre Schätze. Die Präsentationen gestalten sie selbst, das Museum organisiert eine Vernissage. 
Neben den vielfältigen Vermittlungsangeboten für verschiedene Zielgruppen gibt es auch Hintergrundführungen zur Museumsarbeit (Dachboden- und Depotführungen). Eine wichtige Zielgruppe sind die Schulen. Das Museum hat sich als attraktiver außerschulischer Lernort und Kooperationspartner etabliert. Die Polytechnische Schule führt regelmäßig handwerkliche Projekte durch, z. B. hilft sie beim Restaurieren von Gebäudeteilen. Für eine Ausstellung zur Imkerei baute sie ein wabenförmiges Regal. Volksschule und HLW lieferten Beiträge zur Sonderausstellung Manche mögen‘s heiß. Landwirtschaft im Klimawandel. Anschließend an die Ausstellung Künstler sehen Horn wurde eine Ausstellung mit Schüler:innenarbeiten gezeigt.
Seit Langem arbeitet das Museum mit dem Waldviertler Heimatbund zusammen. Die Museumsbibliothek wurde in die Waldviertel Bibliothek integriert und ist im Haus untergebracht. In Kooperationen mit Vereinen wie dem Film- oder Fotoclub werden Ausstellungen durchgeführt. Derzeit wird das Feuerwehrmuseum Horn organisatorisch und personell an das Stadtmuseum Horn angebunden. Damit verbunden ist eine Neuaufstellung der Ausstellung und die Verbesserung der Zugänglichkeit.
Als „Kompetenzzentrum für Landwirtschaft“ ist das Museum Partner des Museumsmanagement Niederösterreich und Anlaufstelle für Anfragen in diesem Themenbereich. Das Museumsmanagements Niederösterreich veranstaltet hier Seminare und regionale Treffen und das Museum beteiligt sich aktiv an seinen Aktivitäten. 

Ebenso werden Kontakte mit tschechischen Partner:innen gepflegt. Der Erfahrungsaustausch mit dem Nationalen Landwirtschaftsmuseum Prag war sehr nützlich bei der Konzeption der Landtechnik-Ausstellung. Mit dem Technischen Museum Brno wurde eine gemeinsame Ausstellung zu 30 Jahre Öffnung des Eisernen Vorhangs realisiert. Kontakte bestehen auch mit der Horner Partnerstadt Slavkov (Austerlitz) und den Museen in Znojmo (Znaim) und Jindřichův Hradec (Neuhaus).
Regelmäßig nimmt das Museum Horn an überregionalen Museumsveranstaltungen teil. Für gemeinsame Programme mit dem Krahuletzmuseum Eggenburg, dem Zeitbrücke Museum Gars und weiteren Museen im Rahmen des Museumsfrühlings Niederösterreich wird es regelmäßig ausgezeichnet. Die Lange Nacht der Museen lockt etwa 500 Personen an. Für den Tag des Denkmals werden thematisch passende Angebote entwickelt, ebenso für den Aktionstag der Stadtmauerstädte oder das alle vier Jahre stattfindende Viertelsfestival.
Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Horn als Träger des Museums im Rahmen der Stadtfeste, des Ferienprogramms oder eigenen Veranstaltungen der Stadtgemeinde. Dazu ist das Haus auch offen für Fremdveranstaltungen wie Vorträge, Buchpräsentationen, Lesungen, Konzerte, Filmabende und Feste. Ein sehr wichtiger Partner ist die Lokalpresse, die regelmäßig zu den Veranstaltungen eingeladen wird und laufend über die Aktivitäten informiert.
Ohne den großen Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen und die Mitarbeit der Gemeinde wäre die große Anzahl von Veranstaltungen nicht zu schaffen.

Das Museum als sozialer Raum und gemeinsame Aufgabe

Das Museum Horn ist ein offenes Haus, Informationsdrehscheibe und Anlaufstelle für Forschende, Sammelnde und historisch Interessierte aus der Region und darüber hinaus. Die Basis dafür ist die Struktur mit hauptamtlich Beschäftigten, die im Haus anwesend sind, und zahlreichen ehrenamtlich Tätigen. Sie übernehmen Kassendienste, helfen bei Veranstaltungen und restaurieren, erforschen, inventarisieren und präsentieren Teile der Sammlung. Seit vielen Jahren kümmert sich z. B. die „Textilgruppe“ um die historischen Textilien, hat sie mit fachlicher Begleitung inventarisiert und im neuen Textildepot gelagert. Sie erarbeitet selbstständig Ausstellungen wie zuletzt über das Färberhandwerk. In der Landtechniksammlung kümmern sich technisch Versierte um die Instandsetzung und -haltung von Dampf- und Benzinlokomobil, Traktoren, landwirtschaftlichen Geräten und führen diese bei Veranstaltungen vor.
Auch bei der Erarbeitung der Grundlagen für das Österreichische Museumsgütesiegel brachten viele Ehrenamtliche ihre Expertise ein. In Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat wurde ein neues Leitbild erarbeitet. Die Sammlung wurde in 20 Objektgruppen mit ca. 170.000 Objekten erfasst und ein Sammlungskonzept entwickelt. Am Ende stand die Verleihung des Gütesiegels am Österreichischen Museumstag 2022 in Klagenfurt.
Ein Weiterbildungsangebot zu den Themen des Museums ist die „Horner Museumswerkstatt“. Sie richtet sich an die Vermittler:innen des Museums, ist offen für weitere Interessierte und kostenlos. Durch das niederschwellige Angebot stoßen so auch neue Mitarbeitende zum Museumsteam. Nach der Eröffnung der Landtechnik-Ausstellung wurde eine erste Reihe zum Thema Landwirtschaft durchgeführt. Daran nahmen auch Landwirt:innen aus der Umgebung teil. Vor Saisonbeginn 2025 fand eine fünfteilige Workshopreihe mit 20 Teilnehmenden zur Stadtgeschichte statt. Begleitend erarbeiteten sie in Tandems ein Vermittlungsangebot zu einem selbst gewählten Thema, das sie in der Abschlussveranstaltung präsentierten. Sie trugen auch Ideen zur aktuell geplanten digitalen Erweiterung des Horner Stadtmodells und der Aktualisierung der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte bei.
Mehrmals im Jahr treffen sich Mitarbeitende und Freund:innen des Museums auch im Rahmen des „Museumsstammtisches“ zu gemeinsamen Aktivitäten, z. B. Exkursionen zu interessanten Orten der Umgebung, die sonst nicht zugänglich sind. Wichtige Höhepunkte im Jahr für alle Mitarbeitenden sind das Sommerfest und die Weihnachtsfeier. 
Ob baulich, durch Veranstaltungen und Kooperationen oder die Möglichkeiten, selbst tätig zu werden – die Offenheit nach allen Richtungen macht das Museum zu einem touristisch, kulturell und sozial relevanten Ort für eine große Gruppe von Menschen in Horn und darüber hinaus. 

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