Die Garage Grande ...
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Kunsthaus Grande
Ein Projekt des Bildungs- und Kulturvereins A.R.E.A.L.

Täglich nahmen an die 190 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 15 Jahren an dem kostenlosen Ferienangebot teil – davon waren ca. 40 % Mädchen und 60 % Jungen, der Altersdurchschnitt lag bei 9 Jahren. Insgesamt besuchten 1.504 junge Bürger:innen Wiens und Umgebung die Spielstadt. Auf ca. 2.500 m2 Innenfläche und 500 m2 Außenfläche wurden mit Kulissen des Volkstheaters städtische Einrichtungen und Bereiche mit ca. 180 Arbeitsplätzen aufgebaut. Das Kunsthaus bespielte dabei das gesamte 3. OG der Garage. Zehn Ausgaben der Tageszeitung OTA berichteten über das vielseitige Stadtleben: von Forschungsbeiträgen in der Hochschule, von den Ausstellungen und Kunstaktionen in und um die Garage, vom großen Diebstahl der Geldnoten zu Beginn der Spielstadt, den täglichen Bürger:innenversammlungen und den drei Bürgermeister:innenwahlen, den Warteschlangen vor dem Arbeitsamt … Das Projekt konnte innerhalb von vier Monaten (März bis Juni), mit Hilfe von 31 Kooperationspartner:innen, Unternehmen, Förderern und Spendern aus der Stadt Wien und Umgebung und von einem sechsköpfigen Organisationsteam realisiert werden. Über 35 Pädagogen:innen, Künstler:innen, Handwerker:innen, Stadtplaner:innen, Jugendarbeiter:innen u.v.m. halfen mit, die Spielstadt und das Kunsthaus umzusetzen. Während der zehntägigen Spielzeit waren stets 20 Mitarbeiter:innen vor Ort, sodass ein Betreuungsverhältnis von mindestens 1:10 gewährleistet werden konnte.

Kunsthaus Grande

Integriert ins Stadtgeschehen der Spielstadt Ottakring war das Kunsthaus Grande die wesentliche Institution für Gestaltung, Archivierung, Kunst und Präsentation. Über zwei Wochen arbeiteten die Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit den Künstler:innen Laura Pirgie und Mario Sinnhofer an eigenen oder auch an in Auftrag gegebenen Kunstwerken, an zwei größeren Ausstellungen und einem künstlerisch inszenierten Fußballturnier.
Das dritte Obergeschoss der Garage Grande fungierte sowohl als Produktionsraum als auch als Display zugleich, wobei im Laufe des Projektes die künstlerischen Gestaltungen der Kinder und Jugendlichen die Stadt vereinnahmten. Das Kunsthaus war ohne Wände bzw. Türen offen gestaltet und somit weniger eine Institution, eine Einrichtung, als mehr eine „Exstitution“, eine bewegliche Ausrichtung in und mit der Spielstadt selbst.

Die Kinder und Jugendlichen waren neben Produzent:innen und Künstler:innen auch die Vermittler:innen ihrer Werke. Die zahlreichen erwachsenen Besucher:innen, die mit einem Eltern- bzw. Besucher:innenvisum für eine halbe Stunde die Spielstadt besuchen konnten, erlebten die Kinder als Vermittler:innen und Expert:innen ihrer eigenen Kunst. Die jungen Teilnehmer:innen konnten so die sonst unsichtbar bleibenden Prozesse kultureller Produktion und Vermittlung durch das eigene Tun selbst erfahren. Die Garage Grande als ästhetischer Aktionsraum wurde zur intergenerationalen Begegnungszone. Dabei wurde stets verhandelt, ob die Produkte, Resultate und Ergebnisse mehr als funktionale und dekorative Gestaltungen verstanden werden können oder doch als freie und künstlerische Interventionen gelten. Als Beispiel kann hier die Durchführung eines konventionell anmutenden Fußballturniers genannt werden. Die künstlerisch konzipierte Veranstaltung überstieg sämtliche Erwartungen: Selbstgestaltete extraterrestrisch anmutende Kopfbedeckungen schmückten die Spieler:innen während dem Turnier, das Spielfeld war eine schiefe Ebene einer der ehemaligen Auf-und Abfahrtsrampen der Garage und die Fußbälle waren deformierte und modifizierte Ballobjekte der Firma Rasenreich. Die Pokale für die Gewinner:innen wurden im tags zuvor eingeweihten Ausstellungsraum „Gold(t)raum“ verliehen. Die gesamte Inszenierung verlieh dem gewöhnlichen Ablauf eines Turniers einen höchst performativen und künstlerischen Kontext.

Als weiteres Projekt kann die Kooperation des Kunsthauses mit der Stadtplanung erwähnt werden. Ausgestattet mit diskursiven Ideen und Anregungen nach einem Input an der Hochschule durch Mitarbeiter:innen der Gebietsbetreuung Stadterneuerung über die Frage „Wer gestaltet eigentlich den Öffentlichen Raum?“ zogen die Kinder und Jugendliche mit Farbe, Pinsel und Farbroller los. Die Garage Grande wurde innerhalb weniger Stunden an entscheidenden Orten mit Farbe, Text und Bildern effektiv umgestaltet. Entstanden sind teils zweckungebundene Wegweiser, wilde Spuren einer Begehung und anarchische Graffiti. Als krönenden Abschluss wurde die äußere Fassade der Garage Grande mit ein 6m x 1,5m großen Banner mit dem in der Bürgerversammlung abgestimmten eigentlichen Namen der Spielstadt versehen: Otopia.

Den Kindern und Jugendlichen der Spielstadt wurden durch die sichtbare und erlebbare Verschränkung der Spielinhalte mit künstlerischen Interventionen ein niederschwelliger Zugang zu Strategien und Praxen der Kunst ermöglicht. In Momenten der Modifikation und Präsentation der Räume der Spielstadt konnten Kinder tatsächlich die enorme Wirksamkeit ihrer eigenen Gestaltungsprozesse erleben.

Credits und Zusatzinfos: 
Fotos: Tim Dornus / Epilogy Photography; Kurt Prinz; Areal
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