Öffnungsmechanismus: Genau planen, welcher der richtige ist
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Grundlegendes im Umgang mit Museumsvitrinen (#2)
Vitrinentypen und Öffnungsmechanismus

Nachdem wir zuvor im Kontext von Dichtheit und Mikroklima die speziellen Anforderungen für Exponate innerhalb einer Vitrine fokussiert haben, widmet sich dieser Beitrag den Besonderheiten unterschiedlicher Vitrinentypen sowie den verschiedenen Öffnungsmechanismen. Die Auswahl der passenden Vitrine ist je nach Einsatzgebiet schon allein „eine Kunst für sich“.
Worauf gilt es bei der Wahl der richtigen Vitrine zu achten? Und was darf man auf keinen Fall vergessen?
Die richtige Museumsvitrine: Worauf muss man achten?

Der Schutz der gezeigten Exponate ist besonders zu beachten bei der Wahl der richtigen Museumsvitrinen. Aber natürlich muss eine Museumsvitrine auch optimal handhabbar sein und den Besucherinnen und Besuchern eine optimale Sicht auf die Objekte bieten. Außerdem sollte der Kostenfaktor nie aus den Augen verloren werden.

In der Praxis gibt es eine Vielzahl an Varianten und Untergruppen von Vitrinen. Grundsätzlich lassen sie sich in zwei Hauptgruppen unterteilen. Jene die durch reine Muskelkraft geöffnet oder geschlossen werden (z. B.: durch eine Glashaube) – und jene bei denen diese Vorgänge durch eine Mechanik unterstützt wird (z. B.: einer Drehtüre).
 

Beispiele unterschiedlicher Museumsvitrinen:

Bei den Vitrinen mit Drehtür kann man prinzipiell zwischen zwei Bauformen unterscheiden. Hierzu zählen Vitrinen mit sichtbarer Rahmenkonstruktion bzw. mit einer hinter einer Ablackierung verbauten Rahmenkonstruktion sowie die rahmenlosen Ganzglasvitrinen.
Der Vorteil einer Vitrine mit Rahmenkonstruktion liegt zweifelsohne in der höheren Stabilität und in der Möglichkeit den Rahmen für eingebaute Technikkomponenten (z. B. Beleuchtung und Klimatechnik) zu verwenden. Darüber hinaus ist bei dieser Variante die Integration einer stabilen Scharnierlösung möglich.
Eine rahmenlose Ganzglasvitrine bietet hingegen im Sinne ästhetischer Gesichtspunkte einige Vorzüge. Hier bleibt nämlich die Sichteinschränkung durch einen Rahmen weitestgehend aus. Allerdings gilt es bei dieser Bauform zu bedenken, dass auch Glaskanten nicht durchsichtig sind und ebenso Glas-Stoßfugen die uneingeschränkte Sicht verhindern.
Der Vitrinentyp mit einer Glashaube besitzt grundsätzlich zwei Vorteile. Vitrinen dieses Typs bieten – insofern die Höhe der Glashaube richtig gewählt wurde – eine ungehinderte Sicht auf das Exponat und können zudem aufgrund ihrer Bauform einfacher dicht gebaut werden. Dies spielt wiederum im Kontext von Mikroklima und Dichtheit eine entscheidende Rolle (siehe Beitrag zu Dichtheit und Mikroklima). Generell kann festgehalten werden, dass aus gestalterischer Sicht eine möglichst durchgängige Glasfläche bei den Vitrinen empfehlenswert ist. Aber gerade dadurch gibt es noch einiges mehr zu beachten.
 

Öffnungsmechanismus: Genau planen, welcher der richtige ist

Da große Glasflächen ein sehr hohes Gewicht besitzen – bei einer 10mm Glasplatte rechnet man mit 25 kg/m² –, nimmt ihre Verwendung Einfluss auf die mögliche Bauform und letzten Endes natürlich auch auf die Kosten der Vitrine.
Der Einsatz einer großen durchgängigen Glasfläche hat somit große Auswirkungen auf die Handhabung der Vitrine und speziell auf ihren Öffnungsmechanismus.
 
Bei der Wahl des richtigen Öffnungsmechanismus spielen aber noch weitere Faktoren eine Rolle, weshalb diese vorab genau geplant werden sollten:
 
  • Dauerausstellung oder temporäre Ausstellung
Ausschlaggebend ist für die Wahl des Öffnungsmechanismus die Frequenz, mit der die Vitrine während ihrer Nutzungsdauer geöffnet werden muss.
Bei einer Dauerausstellung ist über die vorgesehene Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren davon auszugehen, dass die Vitrine zum Auswechseln der Objekte häufiger geöffnet wird, weshalb dieser Vorgang möglichst unkompliziert gestaltet sein muss.
Bei einer temporären Ausstellung mit begrenzter Laufzeit, in der die (Leih-)Objekte nach dem Einräumen zu Beginn nicht mehr ausgetauscht werden, steht ein einfacher Öffnungsmechanismus nicht so stark im Fokus. Dies gilt besonders auch deshalb, da hier das Öffnen der Museumsvitrinen meistens von handwerklichem Fachpersonal, wie einer Firma für Vitrinenbau oder Objektmontagen, durchgeführt wird.

  • Bedienpersonal
Die Wahl des richtigen Öffnungsmechanismus richtet sich also auch danach, wer die Museumsvitrinen vorrangig öffnet und wie häufig dies geschieht.
Wird eine Vitrine nur selten geöffnet und hierzu stets handwerkliches Fachpersonal angefordert, kann auch ein Öffnungsmechanismus gewählt werden, der spezielles Werkzeug und einen gewissen Kraftaufwand erfordert. Im anderen Fall sollte das Öffnen möglichst unkompliziert sein.
Achtung: Man muss bedenken, dass eine gewisse Abhängigkeit entsteht, wenn man plant, die Museumsvitrinen ausschließlich von Fachpersonal öffnen sowie schließen zu lassen.

  • Notwendigkeit eines gesonderten Zugangs zum Technikbereich
Für die Durchführung von technischen Einstellungen sowohl im Bereich der Klimatechnik wie auch für die Beleuchtung sollte ein eigener Zugang vorhanden sein, um hierbei nicht den Objektbereich der Vitrine öffnen zu müssen.
Besonders bei der Beleuchtung ist eine Justage im geschlossenen Zustand der Vitrine von Vorteil, damit das finale Ergebnis besser beurteilt werden kann.
Der Zugang zum Technikbereich kann analog zum Vitrinenzugang über Klappen mit Scharnieren oder über verschraubte Klappen ermöglicht werden. Hierbei ist eine Realisierung über Klappen mit Scharnieren leichter umsetzbar, da bei Revisionsklappen die Anforderungen wesentlich niedriger sind als bei Vitrinentüren.

  • Größe und Art der Objekte
Die Größe und besonders das Gewicht eines Objekts sind ausschlaggebend dafür, wie der Öffnungsmechanismus gestaltet sein muss.
Bei kleinen unempfindlichen Objekten ist das Einräumen über Türen, Klappen und Hauben, die nur teilweise geöffnet werden können, wesentlich unproblematischer als bei großen und sensiblen Objekten. Hier sollte der Zugang zur Vitrine von mehreren Seiten möglich sein und am besten großflächig ausfallen, wodurch eine vollständig zu öffnende Vitrinentür vonnöten ist. Im Speziellen Fall, wenn Hebewerkzeuge zum Einbringen des Objekts gebraucht werden, ist eine maximale Öffnung der Vitrine Voraussetzung.

  • Objektmontagen
Bei aufwendigen Objektmontagen, bei denen die Gestaltung einer Vitrine mehrere Tage in Anspruch nimmt, ist ein unkomplizierter Öffnungsmechanismus ebenfalls besonders wichtig, um die Vitrinen während der Vorbereitungsarbeiten bzw. über Nacht problemlos schließen zu können.

  • 6Platz im Ausstellungsraum
Bei einer Verwendung von Drehtüren mit Scharnieren sollte auf ausreichenden Platz im Ausstellungsraum geachtet werden.  Es gilt hier zu bedenken, dass genügend Raum für die Öffnung der Vitrinentür in einem 90°-Winkel und zusätzlich auch noch ausreichend Platz für den Zugang mit dem Objekt vor der Vitrine vorhanden sein muss. Bei sehr engen Platzverhältnissen kann somit eine alternative Öffnungsmöglichkeit notwendig werden.

  • Schließmechanismus
Der Schließmechanismus einer Vitrine sollte immer zweistufig vorliegen. So wird mit der ersten Stufe die Tür, Klappe oder Haube zugezogen und in Position gehalten. Mit der zweiten Stufe wird dann der Zugang zur ersten Stufe versperrt. Zu beachten ist hierbei, dass ein Schloss nicht unter Belastung oder Zug durch die Tür verschlossen werden darf.

Fazit

Abschließend kann festgehalten werden, dass bei der Wahl der richtigen Vitrine mehrere Faktoren vorab geprüft werden müssen. So ist zu kontrollieren, ob genügend Platz für die Öffnung und Befüllung der Museumsvitrinen vorhanden ist und es muss geklärt werden, wer die Vitrine Öffnen wird und wie häufig dies ungefähr der Fall ist. Ein geeigneter Öffnungsmechanismus ist auf jeden Fall zuvor auszuwählen, um eine möglichst unkomplizierte Handhabung von vornherein zu gewährleisten.

Credits und Zusatzinfos: 
Die Auswahlhilfe 10 Vitrinentypen auf dem Prüfstand kann auf der Webseite von ARTEX Museum Service heruntergeladen werden:
https://artex.at/auswahlhilfe-museumsvitrine-whitepaper.
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