
Bilderwende. Zeitenwende – Geschichte der frühen Fotografie in Salzburg 1839–1877
Geschlossen und dennoch präsent
Gastspiele des Salzburg Museum
Von:
Martin Hochleitner (Direktor, Salzburg Museum), Salzburg
Das 1834 gegründete Salzburg Museum befindet sich derzeit in einem bislang einzigartigen Kapitel seiner Institutionsgeschichte: Aktuell werden gleich vier neue und eng ineinandergreifender Museumsprojekte entwickelt bzw. realisiert. Konkret das Salzburg Museum Neu / Belvedere Salzburg in der Neuen Residenz, die Orangerie Salzburg – Panorama / Welterbe im ehemaligen Barockmuseum, Sound of Music Salzburg in Hellbrunn sowie das IUVAVUM – Archäologiemuseum Salzburg (PDF) in der Alten Residenz.
In Summe sollen diese vier Vorhaben bis 2028 abgeschlossen sein und damit die Anzahl der Standorte des Salzburg Museum auf insgesamt zwölf Häuser erhöhen. Und obwohl das Haupthaus in der Neuen Residenz im Oktober 2023 für den Umbau geschlossen wurde, ist das Museum durch die Projektreihe Salzburg Museum – Gastspiel dennoch in besonderer Weise präsent. Ein guter Anlass für ein Gespräch mit Martin Hochleitner, Direktor, Salzburg Museum, über die Hintergründe dieser Initiative!
In Summe sollen diese vier Vorhaben bis 2028 abgeschlossen sein und damit die Anzahl der Standorte des Salzburg Museum auf insgesamt zwölf Häuser erhöhen. Und obwohl das Haupthaus in der Neuen Residenz im Oktober 2023 für den Umbau geschlossen wurde, ist das Museum durch die Projektreihe Salzburg Museum – Gastspiel dennoch in besonderer Weise präsent. Ein guter Anlass für ein Gespräch mit Martin Hochleitner, Direktor, Salzburg Museum, über die Hintergründe dieser Initiative!
Sabine Fauland (SF): Das Salzburg Museum hat gleich nach der Schließung seines Haupthauses die Reihe Gastspiel gestartet. Mit welchen Überlegungen ist dieses Projekt entstanden?
Martin Hochleitner (MH): Durchaus in einer für uns unser Team überraschenden Gesamtsituation. Nach der Entscheidung des Architekturwettbewerbes im Sommer 2022 waren wir bei der Projektentwicklung von Salzburg Museum Neu / Belvedere Salzburg immer davon ausgegangen, dass der Museumsbetrieb trotz der Bauarbeiten in der Neuen Residenz weitergeführt werden kann und sich das eigentliche Zeitfenster für die Schließung auf wenige Monate beschränken wird. So werden ja beim Gesamtprojekt primär neue Räume in der Residenz für den Museumbetrieb erschlossen. Die bisherigen Räumlichkeiten des Salzburg Museum bleiben bis auf den Eingangsbereich von den Baumaßnahmen nur wenig berührt. Anfang 2023 gab es dann aber die entscheidende Information von der Projektsteuerung, dass durch die Bauarbeiten auch für den Bereich des Salzburg Museum Einschränkungen u. a. bei der Haus- und Sicherheitstechnik angenommen werden müssen. Wir haben uns dann relativ rasch entschlossen, nicht zuzuwarten und von einer definitiven Schließung mit Jahresende 2023 auszugehen. Rückblickend war das auch eine richtige Entscheidung. Wir hätten viele Themen sonst auch nicht so kurzfristig lösen können. Zum Beispiel den Abbau aller Ausstellungen und den Abtransport der Exponate in unser Depot. Auch das Projekt Gastspiele wäre vielleicht nicht zustande gekommen.
SF: Über welche Szenarien habt ihr im Wissen über eine mögliche Schließung des Museums nachgedacht?
MH: Im Grunde hatten wir drei Optionen: erstens Schließung des Museums und Konzentration der Ressourcen auf andere Aufgabenbereiche des Museums; zweitens die Anmietung eines Ersatzquartiers und eben drittens die Form von Gastspielen als Kooperationen mit externen Institutionen. Ich möchte dabei auch wirklich Danke sagen. Denn so ein großes Bauprojekt geht mit vielen Veränderungen einher. Da gibt es im Team viele Fragen und auch Verunsicherung. Alleine für die Kolleg:innen im Gästeservice. Was passiert da mit meinem Job, wenn das Museum geschlossen wird? Aber auch bei den Werkstätten und im kuratorischen Bereich. Somit waren viele Gespräche notwendig. Auch gute und konstruktive Abstimmung mit dem Betriebsrat. Und schließlich hat auch der Aufsichtsrat genehmigt, dass wir weiter über ein Ausstellungsbudget verfügen und dieses außerhalb unseres Museums verwenden können.
SF: Wie ist dann die Suche nach Projektpartner:innen erfolgt?
MH: Diese Frage berührt eigentlich die Grundidee des Gesamtprojektes. Denn wir hatten das Ziel, dass jedes Projekt einerseits aus unserer Sammlung und andererseits in Bezug auf die Kernkompetenz der Partner:inneninstitution entstehen soll. Durch dieses Selbstverständnis bestand von Anfang an ein sehr kollegialer Austausch und ein Vertrauen, dass wir Projekte im Dialog entwickeln wollen. So ist es bislang auch gekommen und wollen wir auch die kommenden Projekte realisieren. Insgesamt sprechen wir von 17 Kooperationen in den Jahren 2024 bis 2026.
SF: Wie kann man sich den Bezug auf Kernkompetenzen konkret vorstellen?
MH: Ich darf dazu zwei Beispiele vorstellen. Die Landesgalerie im Traklhaus ist ein Ort der Ermöglichung von Kunstprojekten und der Förderung von zeitgenössischen Künstler:innen. Bei unserem Gastspiel Rar und Bizarr hat Martina Berger, die Leiterin der Galerie, Künstler:innen vorgeschlagen, die dann eben ganz spezielle Exponate aus unserer Sammlung ausgewählt und hierauf dann mit eigenen künstlerischen Arbeiten bzw. Konzepten reagiert haben. Oder auch die aktuelle Ausstellung Bilderwende – Zeitenwende im Museum der Moderne Altstadt (Rupertinum). Dieses Projekt ist das Ergebnis unseres mehrjährigen Forschungsprojektes zur Geschichte der frühen Fotografie in Salzburg und passt damit perfekt in das Rupertinum als Kompetenzort für Fotografie. Und gleichzeitig hat das Team des Museums der Moderne mit der eigenen, parallel laufenden Ausstellung Slice of Life extrem spannend auf unser Gastspiel reagiert. Viele Besucher:innen empfinden diese Dialoge als bereichernde Museumserlebnisse. Das freut uns natürlich sehr.
SF: Apropos Besuchszahlen – wie werden eure Gastspiele zahlenmäßig angenommen?
MH: Sehr, sehr positiv. Wir stehen nach knapp einem Jahr bei rund 160.000 Gästen. Eine Zahl, die wir so nicht erwartet hatten. Aber noch wichtiger als die Quantität erscheint uns die Rückmeldung von unseren Partner:innen, dass die Projektreihe viele neue Besucher:innen in ihre Häuser bringt. Ich denke bei dieser Rückmeldung auch sehr gerne an Martin Heller und meine frühere Tätigkeit in Linz zurück. Heller war 2009 der Intendant der Europäischen Kulturhauptstadt in Linz und hatte dabei ein erklärtes Ziel: Er wollte das Publikum in den verschiedenen Institutionen „hybridisieren“. Nach den bisherigen Erfahrungen unserer Gastspiele sind wir überzeugt, dass genau diese Durchmischung von Publika nun auch in Salzburg passiert.
SF: Welche Erfahrungen nehmt ihr sonst noch aus den ersten Monaten mit? Bzw. gibt es Themen, die ihr mit der Museumslandschaft in Österreich teilen wollt?
MH: Vorab – ohne die Kollegialität der Partner:innen in Salzburg wäre so ein Vorhaben nicht machbar. Das Projekt ist somit auch Ausdruck des Kulturklimas in Salzburg – vielleicht auch ein Beitrag, zumal wir uns durch die jeweilige Zusammenarbeit sicher noch besser kennen und verstehen lernen. Das ist insbesondere eine wertvolle Erfahrung für alle Teams in den Häusern – und zwar in allen Bereichen.
Eine weitere Erkenntnis liegt in den intensiven Diskussionen über Sammlungen, Ausstellungen und Institutionsprofile. Diese Form von Standortbestimmung zwischen Häusern und in Bezug auf den Museumsstandort Salzburg ist wertvoll und letztlich auch notwendig. Da ist es natürlich positiv, dass sie projektorientiert und nicht als Reaktion auf eine politische Vorgabe erfolgt. Gleichzeitig wird unser Projekt auch von der Kulturpolitik und -verwaltung selbst intensiv verfolgt. Die Kulturstrategie der Stadt und der Kulturentwicklungsplan des Landes haben Vieles, auf dem wir mit den Gastspielen aufbauen, vorbereitet. Das dritte wichtige Thema ist der Bereich Kunst- und Kulturvermittlung. Unser Team hat sowohl „eigene“ Gastspiele organisiert und bietet viele Veranstaltungen an neuen Orten an. Gleichzeitig werden die Vermittlungsformate und -angebote in den Ausstellungen sehr präzise zwischen den Institutionen ausverhandelt. Dieser kollegiale Wissenstransfer erscheint uns als eine besonders wertvolle Erfahrung des Gesamtprojektes.
SF: Wie geht es nun mit den Gastspielen weiter?
MH: Bis 2026 werden wir noch sechs neue Ausstellung in Stadt und Land Salzburg eröffnen. Parallel starten wir dann 2026 die neue Orangerie im Mirabellgarten mit dem Sattler-Panorama und als Zentrum für das UNESCO-Welterbe sowie Sound of Music Salzburg in Hellbrunn. Und damit wird auch unsere Projektreihe ihren Abschluss finden. Denn 2027 steht alles ganz im Zeichen der Wiedereröffnung der Neuen Residenz mit Salzburg Museum NEU und Belvedere Salzburg. Aber die Gastspiele werden uns sicher noch viel länger begleiten. Und zwar als Erfahrung, die wir als Team des Salzburg Museum nicht missen wollen.
Credits und Zusatzinfos:
Empfohlene Zitierweise
Martin Hochleitner im Gespräch mit Sabine Fauland: Geschlossen und dennoch präsent. Gastspiele des Salzburg Museum, in: neues museum 25/3, www.doi.org/10.58865/13.14/253/1.
Empfohlene Zitierweise
Martin Hochleitner im Gespräch mit Sabine Fauland: Geschlossen und dennoch präsent. Gastspiele des Salzburg Museum, in: neues museum 25/3, www.doi.org/10.58865/13.14/253/1.