Das Ehrenamt im Kulturbereich muss aufgewertet werden
Ehrenamt im Museum: Museen der Stadt Bad Ischl
Von:
Christiane Gastl (Studierende an der FH Joanneum Ausstellungsdesign), Graz
Christiane Gastl (CG) im Gespräch mit Maria Sams (MS) über Ehrenamt und Zukunft im Museum. Sie arbeitet seit ihrer Pensionierung ehrenamtlich im Museum der Stadt Bad Ischl und in der Lehar-Villa.
Christiane Gastl (CG): Sie waren im Museum angestellt und engagieren sich in ihrer Pension nun ehrenamtlich im Museum. Was waren ihre Aufgaben?
Maria Sams (MS): Ich war viele Jahre Sekretärin des Bürgermeisters in Bad Ischl und habe nebenher das Museum geführt und betreut.
CG: Wie haben sich das Arbeitsumfeld und ihre Aufgabengebiete und Tätigkeiten nun verändert?
MS: Die Arbeit im Bürgermeisterbüro fällt durch die Pensionierung weg. Ehrenamtlich kann ich nicht mehr viele Aufgaben delegieren, sondern erledige sie nun selbst. Da fallen nun zusätzliche Postwege und die Müllentsorgung beispielsweise an. Es ist vollkommen in Ordnung, die Aufgaben zu übernehmen, aber es ist deutlich mehr Arbeit als vorher.
CG: Wie vielen Menschen engagieren sich im Stadtmuseum Bad Ischl ehrenamtlich?
MS: Ehrenamtlich führe ich nun alleine das Museum weiter, mit Unterstützung einer studentischen Mitarbeiterin im Archiv und den Angestellten von Gärtnerei und Bauhof.
CG: Welches sind Ihre ehrenamtlichen Aufgabenbereiche?
MS: Das Stadtmuseum Bad Ischl ist ein Zweigbetrieb der Stadtgemeinde. Das Gemeindebüro übernimmt Aufgaben wie Buchhaltung, Lohnverrechnung, diverse Hilfeleistungen bei Montagen. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig, sie reichen von Veranstaltungsorganisation, Kuratieren von Ausstellungen, Öffentlichkeitsarbeit und Pressearbeit.
CG: Welche Vorkenntnisse sollen Ihrer Meinung nach ehrenamtliche Mitarbeiter:innen im Kulturbereich idealerweise mitbringen?
MS: Mitarbeiter:innen bei uns im Museum sollen sich idealerweise für Geschichte, insbesondere für die Geschichte Bad Ischls, interessieren. Generelles Interesse an Museumsarbeit soll vorhanden sein, sowie die Bereitschaft und Flexibilität auch vor Ort zu sein.
CG: Bekommen ehrenamtliche Mitarbeiter:innen zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten?
MS: Viele Konferenzen, Tagungen sowie Fortbildungen müssen selbst zu bezahlt werden.
CG: Hat die Freiwilligenarbeit im Kulturbereich einen anderen Stellenwert als in anderen Bereichen (z. B. Freiwillige Feuerwehr, Schützen etc.)?
MS: Das Rote Kreuz und die Bergrettung haben ebenfalls Probleme, freiwillige Mitarbeiter:innen zu finden. Besonders im Kulturbereich wird oft an den falschen Stellen gespart und die Selbstfinanzierung ist kaum möglich. Viele Außenstehende wissen zudem nicht, was und wie viel Arbeit Museum eigentlich bedeutet.
CG: Was könnten Gründe sein, dass so wenig junge Menschen kaum die Zeit und Motivation finden, sich ehrenamtlich zu engagieren?
MS: Heute gibt es so viele Möglichkeiten sich in der Community einzubringen und sehr viele verschiedene Interessen. Freiwilligkeit bedeutet für viele, abrufbereit sein und auch Verpflichtungen einzugehen, was sie in ihren Freiheiten und in der Freizeit einschränkt. Oftmals kann leider kein Geld für diverse Tätigkeiten geboten werden.
CG: Was wäre, wenn es das Ehrenamt im Stadtmuseum Bad Ischl nicht gäbe?
MS: Das Veranstaltungsprogramm würde brachliegen und es würde keine Sonderausstellungen geben. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit wird Geld gespart, was sich zwar auf das Budget auswirkt, das dennoch Jahr für Jahr drastisch gekürzt wird.
CG: In welche Richtung wird sich das Ehrenamt im Museum entwickeln? Wo sind seine Schwächen und Chancen?
MS: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und Helfer:innen üben keine regelmäßigen ehrenamtlichen Tätigkeiten aus, helfen aber gerne spontan, wenn man zusätzliche Hilfe benötigt. Die Schwächen liegen eindeutig in der Aufklärungsarbeit, da viele nicht wissen, was im Museum gemacht wird und es somit viele nicht interessiert. Weiters sollte man Aufwandsentschädigungen fix definieren und die Mitarbeiter:innen belohnen für die wertvolle Zeit, Einsatzbereitschaft und Hilfeleistungen.
Credits und Zusatzinfos:
Foto: Museum der Stadt Bad Ischl