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Digitale Daten von Privatpersonen sammeln: Citizen Archive Platform
ARGE Digitales Museum
Von: Graz Museum, Online, 29. April, 11 Uhr

Kontext und Ausgangspunkt

Wolfram Dornig, Leiter des Stadtarchivs Graz sowie der Abteilung Sammlungen im Graz Museum, präsentierte eine neu entwickelte digitale Plattform zur Erfassung und Übergabe digitaler Daten von Privatpersonen an Museen und Archive: die Citizen Archive Plattform (CAP). Der Ausgangspunkt für die Entwicklung war die wachsende Relevanz der Digitalität im musealen und archivarischen Kontext – insbesondere, wenn es um das Sammeln alltagsbezogener Inhalte geht.
Im Zentrum steht die Überzeugung, dass digitale Inhalte längst ein elementarer Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses sind. Besonders deutlich wurde dies während der COVID-19-Pandemie, als viele digitale Beiträge gesammelt wurden, deren nachhaltige Archivierung aber an praktischen und rechtlichen Hürden scheiterte.
 

Herausforderungen im digitalen Sammeln 

Die Institutionen stehen vor mehreren Herausforderungen:
 
  • Fehlende präkustodiale Kontrolle: Bei Bürger:innen können Archive oder Museen nicht wie bei Behörden Einfluss auf Metadaten, Dateiformate oder rechtliche Aspekte nehmen.
  • Technische Fragilität: Digitale Daten sind viel vergänglicher als analoge – ihre Erhaltung verlangt proaktive Strategien.
  • Metadatenmangel und Rechtefragen: Viele digitale Objekte werden ohne ausreichende Kontextinformationen übergeben; oft fehlen Nutzungs- und Urheberrechte.
 

Die Citizen Archive Plattform (CAP)– Konzept und Aufbau 

Die CAP ist als Übergabe-Tool konzipiert, nicht als digitales Repositorium. Sie soll den niederschwelligen digitalen Zugang für Bürger:innen ermöglichen, die Inhalte (z. B. Bilder, Videos, Dokumente) für Museen oder Archive bereitstellen möchten.
 
Technische Umsetzung:
  • WordPress-basierte Website mit SQL-Datenbank
  • Plugin zum Upload, inkl. Virenscan und automatischer Metadaten-Extraktion
  • Einbindung kontrollierter Vokabulare für Schlagwörter
  • Konfigurierbare Sperrzeiten (10–30 Jahre oder keine)
  • Übergabe als SIP (Submission Information Package) mit XML-Metadaten für die Integration in digitale Archivsysteme
 
Die Plattform wird als Open Source via GitHub zur Verfügung gestellt.
 
 

Pädagogisches Begleitprogramm: Persönliche digitale Archivierung 

Ergänzend wurde ein umfangreiches Erwachsenenbildungsprogramm aufgebaut, um ein Bewusstsein für persönliche digitale Daten zu schaffen:
 
  • Fokus auf Selbstermächtigung: Wie kann man seine digitalen Daten ordnen, sichern, ggf. löschen?
  • Vermittlung einfacher Speicherstrategien, Datenbewusstsein, Datenvermeidung
  • Praktische Übungen zur Sichtung eigener Datenbestände (z. B. E-Mails, Cloud-Inhalte, Social Media)
 
Kooperationen mit Bildungsinstitutionen wie Urania und Stadtbibliothek Graz ergänzen das Angebot.
 

Sammlungsaufrufe und Nutzung 

Die CAP wird derzeit für gezielte Sammlungsaufrufe genutzt. Beispiele:
  • Fußballerinnerungen in Graz
  • Geplante Themen wie Kulturhauptstadt Graz 2003 oder „Verschwundenes Graz“
 
Bis dato (Stand April 2025) wurden rund 200 digitale Objekte von 40 Personen eingereicht. Die Aufrufe werden über Social Media, Werbemittel (u. a. Bierdeckel als „Eisbrecher“), Veranstaltungen und gezielte Ansprache beworben.
 
 

Ausblick

Die CAP ist ein hybrides Werkzeug, das auf technischer und sozialer Ebene auf das Zeitalter der Digitalität reagiert. Es ersetzt keine Langzeitarchivierung, ist aber ein praktikables Tool zur niederschwelligen digitalen Akquise. Der Fokus liegt auf partizipativer Kulturvermittlung, Rechtssicherheit, Datenbewusstsein und Nachhaltigkeit.
Eine langfristige Finanzierung für Wartung und Weiterentwicklung ist aktuell noch offen; das Projektteam prüft Möglichkeiten zur Integration in bestehende institutionelle Strukturen.

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