Blick ins Forum des Demokra-tikum – Erlebnis Parlament, Foto: Parlamentsdirekti-on/Johannes Zinner
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Demokratikum – Erlebnis Parlament

Das Parlament als Ort des Diskurses und des Wettstreits der Argumente. Das Parlament als Ort der Entscheidungsfindung und Kontrolle. All das betrifft uns alle – ist für uns alle spannend und trotzdem wissen wir oft nur wenig darüber. Das Demokratikum – Erlebnis Parlament will einen Raum eröffnen, der neugierig darauf macht, was Demokratie und Parlamentarismus in Österreich bedeuten.
 
Wenn man erzählt, dass man im Parlament arbeitet, hört man immer wieder: „Das habe ich damals mit der Schule besucht, aber seither nicht mehr. War aber interessant.“ Genau das ist der Ansatzpunkt für eine Einladung ins Gebäude, das aufgrund seiner Pracht natürlich ein Anziehungspunkt ist. Was man dann quasi mitliefert, ist ein Einblick in die Geschichte unserer Demokratie und das Funktionieren unseres Parlaments.
 
Führungen für Schulklassen gehören schon seit vielen Jahrzehnten zum Standardrepertoire der Initiativen zur Demokratiebildung des Parlaments. Dieses Angebot wurde seit der Jahrtausendwende immer weiter professionalisiert. Der nächste Meilenstein war die Schaffung der Demokratie‑Werkstatt auf Initiative von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Ein Format, das mittlerweile mit vielen verschiedenen Angeboten punktet und national wie international viele Nachahmer:innen gefunden hat.
 
Mit der Sanierung der Parlamentsrampe 2005 wurde auch ein erstes – damals noch kleines – Besucher:innenzentrum etabliert, das multimediale und interaktive Angebote machte. Die Platzierung im Keller des Gebäudes, der vielleicht zu stark an Expert:innen orientierte Zugang und auch die Fehleranfälligkeit der Technik hat diesem Angebot auf Dauer leider nicht die gewünschte Aufmerksamkeit gebracht. Mit der Notwendigkeit, das Parlamentsgebäude einer nachhaltigen Generalsanierung zu unterziehen, wurde auch dieses Angebot geschlossen. Von 2017 bis 2022 wurde das Angebot eines Besucher:innenzentrums auf zwei kleine Standorte reduziert – einerseits die Bau.Stelle direkt vor dem historischen Parlamentsgebäude und den Platz.Mit.Bestimmung am Heldenplatz, ergänzt um wechselnde Ausstellungen im Bereich vor dem Gebäude. Auch an diesen Standorten war das Interesse überschaubar.
 
Die Präsident:innen des Nationalrates haben also schon in den letzten Jahrzehnten immer wieder Initiativen gesetzt, das Parlament auch für die Öffentlichkeit als einen Ort der Begegnung zu etablieren. Vor dem Beginn der Generalsanierung lag die Besucher:innenzahl bei etwa 100.000 pro Jahr. Das im Zuge der Generalsanierung geplante Besucher:innenzentrum sollte für etwa 250.000 Besucher:innen pro Jahr ein attraktives Angebot machen, das auch unabhängig von einer gebuchten Führung besichtigt werden kann.
 
Ziele des Demokratikum – Erlebnis Parlament
 
Der Name des neuen Besucher:innenzentrums Demokratikum – Erlebnis Parlament wurde 2022 fixiert. Erst dann waren sich alle Beteiligten sicher, dass mit dem neuen Angebot auch ein wirklich neuer Weg gefunden wurde, der den ambitionierten Zielen gerecht werden kann:
 
  • Förderung des aktiven Interesses der Besucher:innen am österreichischen Parlamentarismus und der Demokratiegeschichte
  • Das Besucher:innenzentrum soll das Parlament und damit den Nationalrat und Bundesrat nahbar und persönlich erfahrbar machen.
  • Das Besucher:innenzentrum ergreift Partei für die Stärkung der Demokratie und des Parlamentarismus.
  • Die Darstellung der Demokratiegeschichte folgt den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist wissenschaftlich begleitet.
  • Die Inhalte werden so präsentiert und aufbereitet, dass sie von allen Besucher:innen umfassend und qualitätsvoll genutzt werden können.
  • Ausgangspunkt aller Überlegungen ist die Perspektive der Besucher:innen.
  • Das Ausstellungsdesign ist klar, leicht erfassbar und bietet Möglichkeiten zur Interaktion.
  • Der Dialog ist besonders wichtig, d. h. die Betreuung vor Ort ist engagiert und qualitativ wertvoll.
 

Umsetzung

Mit der Eröffnung des generalsanierten Parlamentsgebäudes am 16. Jänner 2023 wurde auch das neue Besucher:innenzentrum präsentiert. Damit fanden fast drei Jahre Arbeit an diesem Projekt ihren ersten Höhepunkt. Seither erfreut sich das Demokratikum – Erlebnis Parlament ungebrochener Attraktivität, genauso wie alle anderen Angebote der Demokratiebildung. Mitte November 2024 konnte der einmillionste Besucher im Haus begrüßt werden; jährlich besuchen nun über 500.000 Menschen das Haus.
 
Das Demokratikum – Erlebnis Parlament hat sich als zentrale Schnittstelle zwischen Parlament und Öffentlichkeit bewährt. Auf über 1.500 m² werden bei 27 Medienstationen die Entwicklung der österreichischen Demokratie seit 1848 dargestellt, grundsätzliche Informationen zu Demokratie und Parlament heute wie auch Möglichkeiten zur Interaktion und sogar Beteiligung geboten. Die interaktiven Angebote gewinnen zuletzt an Bedeutung – nachdem in den ersten zwei Jahren das Gebäude für viele im Mittelpunkt stand, sind es nun auch die Informations- und Interaktionsangebote, die den Gästen wichtig sind. Die Klickzahlen bei den Medienstationen nahmen z. B. im ersten Halbjahr 2025 um 16 Prozent zu und immer mehr Gäste kommen zum wiederholten Mal, um sich im Demokratikum – Erlebnis Parlament zu informieren.
 
Seit dem ersten Betriebsjahr wird mittels Feedbackkarten und Besucherbefragungen die Zufriedenheit mit den Angeboten eruiert. Im ersten Halbjahr 2025 wurde auf vier von fünf Feedbackkarten dezidiert ein positives Besuchserlebnis rückgemeldet und in der Besucherbefragung lag die Weiterempfehlungsrate bei beachtlichen 93 Prozent; die Bedeutung eines öffentlich zugänglichen Parlaments unterstrichen 90 Prozent. Besucher:innen heben in ihrem Feedback viele verschiedene Angebote im Demokratikum hervor. Das zeigt, dass Personen mit verschiedenen Interessen angesprochen werden und die Angebote in ihrer Vielfalt wahrgenommen werden.
 

Faktoren zum Erfolg

1. Die Menschen

Moderne Technik allein bringt noch keinen Erfolg. Die Technik muss nicht nur funktionieren, sie muss immer auch durch eine persönliche Ansprache der Besucher:innen begleitet sein. Dafür wurde schon vor der Eröffnung ein neues Berufsbild – nämlich das der Explainer:innen – entwickelt und seither stetig weiter ausdifferenziert. Dieses Team ist entscheidend für den Erfolg des Besucher:innenzentrums. Daher wird auch großes Augenmerk auf das gelebte Rollenbild gelegt:
 
  • Die Gäste stehen im Mittelpunkt. Explainer:innen treten aktiv mit ihnen in Kontakt.
  • Sie hören zu und finden so Anknüpfungspunkte zwischen der Lebenswelt der Besucher:innen und dem Demokratikum.
  • Explainer:innen sind das Gesicht des Demokratikum, sie zeichnen sich durch ihre politisch äquidistante Haltung aus.
  • Ziel ist es, Demokratie und Parlamentarismus attraktiv darzustellen und Freude am Diskurs zu wecken.
  • Es ist das gemeinsame Ziel, dass der Parlamentsbesuch als schönes Erlebnis weiterempfohlen wird.
 
Diese Prämissen bedeuten natürlich auch, dass sowohl auf die Einschulung, die insgesamt drei Monate in Anspruch nimmt, als auch auf die stete Weiterbildung besonderes Augenmerk gelegt wird. Die Maßnahmen reichen von inhaltlichen Aspekten über Erste Hilfe bis zu Kommunikations‑ und Konfliktschulungen. Außerdem ist es wichtig, dem Team selbst Gelegenheit zu geben, sich besser kennenzulernen, damit Team‑Building‑Angebote erfolgreich sein können. Alle Teammitglieder haben ihre eigenen politischen Meinungen, und das ist auch gut so; in der täglichen Arbeit ist die Parteinahme für die Stärkung der Demokratie und des Parlamentarismus essenziell, parteipolitische Präferenzen sind dabei jedoch keine Kategorie.
 

2. Die Aktualität 

Moderne Technik allein bringt noch keinen Erfolg – dieser Einleitungssatz gilt auch hier. Die Inhalte der multimedialen Stationen müssen laufend aktualisiert werden, da im Parlament laufend neue Themen debattiert und Beschlüsse gefasst werden. Zudem gibt es auch personell laufend Änderungen. Zusätzlich kommen immer wieder neue Themen hinzu, die in der ursprünglichen Konzeption noch keinen Niederschlag gefunden haben bzw. finden konnten, wie z. B. Jahresschwerpunkte. 2024 waren dies z. B. die Wahlen zum Nationalrat, 2025 die diversen Jubiläen – Befreiung, Staatsvertrag, Neutralitätsbeschluss, EU-Beitritt. 2026 werden die Themen Jugend und Zukunft sowie der 40. Jahrestag der Beschlussfassung des Volksgruppengesetzes im Fokus stehen. Vor allem diese Themen werden neben multimedialen Angeboten auch mit analogen Formaten wie Mitmachplakaten erfahrbar gemacht. Die Kinder‑ und Jugendangebote wurden mittlerweile ebenfalls durch analoge Formate wie der Demokratierallye oder Maskottchenbesuche ergänzt.
 

Aktuelle Herausforderungen

Das Parlament ist der Arbeitsplatz der Mandatar:innen und der Mitarbeiter:innen der Parlamentsdirektion. Sie erfüllen den Parlamentarismus in Österreich mit Leben und schaffen so u. a. die für uns alle gültigen Regelungen in Form von Gesetzen. Es besteht natürlich ein Spannungsfeld, wenn das Haus gleichzeitig für die Öffentlichkeit zugänglich ist und daneben konzentriert gearbeitet wird. Es ist das Anliegen aller, die im Parlament arbeiten, dass das Haus für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Gemeinsam ist es daher gelungen, die Abläufe immer weiter zu optimieren, um eine gute Atmosphäre für alle Beteiligten zu schaffen.
Die Perspektive der Besucher:innen ist im Demokratikum – Erlebnis Parlament stets im Mittelpunkt. Diese Herangehensweise bedingt, dass man sich selbst stets hinterfragen und immer selbstkritisch bleiben muss, damit nicht die Innenperspektive die Oberhand gewinnt. Das beginnt z. B. damit, welches (Fach‑)Vokabular eben gerade nicht verwendet werden soll. Vor diesem Hintergrund sind auch die laufenden Bemühungen im Sinne umfassend verstandener Inklusion zu sehen.

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