Der Vorstand des Vereins (v.l.n.r.): Christiane Birkert, Gregor Isenbort, Patricia Rahemipour, Volker Schönert, Simone Mergen, Kathrin Grotz, Sylvia Willkomm
<< Museumspraxis
Das „Netzwerk Besucher*innenforschung“
Publikumsforschung strategisch und gemeinsam weiterentwickeln

Besucher:innen- und Publikumsforschung wird häufig mit dem Zählen von Besuchszahlen und dem Erfassen soziodemografischer Daten gleichgesetzt. Statistiken darüber, wer ein Museum besucht, wie alt die Besucher:innen sind oder aus welchen Regionen sie kommen, liefern wertvolle Grundlagen. Doch diese rein quantitativen Ansätze erfassen nur einen Teil dessen, was Publikumsforschung leisten kann – insbesondere in einem sich wandelnden gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld.
 
Museen stehen heute vor vielfältigen Herausforderungen: Sie sollen diversere Zielgruppen ansprechen, Inklusion und Teilhabe ermöglichen und gleichzeitig ökonomisch nachhaltig handeln. Besucher:innen erwarten zunehmend partizipative und interaktive Formate, die ihre Meinungen, Bedürfnisse und Perspektiven berücksichtigen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, reicht es nicht aus, lediglich Zahlen zu erheben. Es braucht eine tiefgreifendere Verankerung der Besucher:innenforschung, die als Querschnittsthema alle Bereiche des Museums beeinflusst – von der Ausstellungsplanung über die Vermittlung bis hin zum Audience Development.
Genau hier setzt das Netzwerk Besucher*innenforschung e.V. an: Es bietet eine Plattform für Museen, Forschungseinrichtungen und andere Akteur:innen im Kulturbereich, um Wissen auszutauschen, neue Ansätze zu entwickeln und Brücken zwischen Theorie und Praxis zu schlagen. Ziel ist es, Besucher:innenforschung als festen Bestandteil der Museumsarbeit zu etablieren und Museen dabei zu unterstützen, ihre gesellschaftliche Relevanz weiter auszubauen.
 

Das Netzwerk Besucher*innenforschung e.V.: Wer wir sind und was wir tun 

Das Netzwerk Besucher*innenforschung e.V. wurde 2021 gegründet, um die Bedeutung der Besucher:innen- und Publikumsforschung in der Museumsarbeit zu stärken. Es versteht sich als Raum für Austausch, Vernetzung und gemeinsames Lernen – sowohl zwischen Museen als auch zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und praktizierenden Fachleuten.
Die Geschäftsstelle des Vereins liegt am Institut für Museumsforschung in Berlin, das mit seinem nationalen Forschungsauftrag und internationalen Netzwerk einen zentralen Knotenpunkt bildet. Ziel ist es, Museen durch den Austausch von Wissen und Praxis zu unterstützen, wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich zu machen und Besucher:innenforschung als festen Bestandteil der Museumsstrategie zu etablieren.
Im Verein tauschen sich Museen unterschiedlicher Größe, universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie individuelle Mitglieder aus dem gesamten deutschsprachigen Raum aus. Dabei reicht die Spannbreite von großen Institutionen, die eigene Abteilungen für Besucher:innenforschung eingerichtet haben, bis hin zu kleineren Museen, die erste Schritte auf diesem Gebiet unternehmen möchten. Diese Vielfalt ist eine Stärke des Netzwerks, da sie den Austausch unterschiedlichster Perspektiven und Kompetenzen ermöglicht: Erfahrene Mitglieder können ihr Wissen weitergeben, während neue Mitglieder wertvolle Impulse erhalten und individuelle Herangehensweisen entwickeln. 
Im Zentrum der Aktivitäten des Netzwerks steht der Dialog zwischen Theorie und Praxis. Oft bleiben wissenschaftliche Erkenntnisse in akademischen Kontexten verhaftet und finden nur verzögert den Weg in die Praxis. Gleichzeitig fehlen vielen Museen die Ressourcen, um eigene Forschung durchzuführen. Das Netzwerk agiert hier als Brücke, indem es Forschungsergebnisse aufbereitet und praxisnah vermittelt sowie Plattformen für den direkten Austausch bietet.
 

Tagungen als Herzstück des Netzwerks

Zentraler Bestandteil der Arbeit des Netzwerks sind die regelmäßigen Tagungen, die Museum Professionals mit Interesse an und Expertise in Publikumsforschung die Möglichkeit bieten, aktuelle Themen zu diskutieren und gemeinsam neue Wege zu entwickeln:
 
Die Fachtagung im Frühjahr findet ab 2025 in einem digitalen Format statt und widmet sich spezifischen, oft methodischen Fragestellungen. Diese Veranstaltung ist bewusst kleiner gehalten und richten sich an ein spezialisiertes Publikum, um intensiven Austausch und vertiefte Diskussionen zu ermöglichen.
 
Die Jahrestagung im Herbst ist das größte Event des Netzwerks und wird ausdrücklich als physisches Treffen organisiert. Sie dient nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch dem persönlichen Austausch und der Netzwerkpflege. Die Tagung zieht Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an und bietet eine Plattform, um aktuelle Forschungsprojekte vorzustellen, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsame Vorhaben zu entwickeln. Fester Bestandteil ist zudem ein Blick über den nationalen Tellerrand in internationale Häuser oder artverwandte Disziplinen.
 
Als digitales Angebot konzipiert, wird die kommende Fachtagung am 29. April 2025 das Visitor Journey Mapping in den Fokus rücken. Im Herbst 2025 findet die Jahrestagung in der K20 K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Informationen werden rechtzeitig im Verein wie auch über digitale Plattformen (Webseite, LinkedIn) geteilt.
Eine Übersicht über vergangene Veranstaltungen sowie die Möglichkeit zur Tagungsanmeldung sind auf der Webseite des Netzwerks zu finden. 
 

Gemeinsam im Netzwerk forschen

Bei der Gründung des Netzwerkes stand der Gedanke im Vordergrund, dass Publikumsforschung eine strategische Notwendigkeit für jedes einzelne Haus ist und Museen auch deshalb nicht isoliert arbeiten, sondern von gegenseitigem Austausch und gemeinsamer Reflexion profitieren sollten.
Das Netzwerk bringt Museen, wissenschaftliche Einrichtungen und individuelle Fachleute zusammen, um neue Perspektiven zu eröffnen und voneinander zu lernen. Dabei geht es nicht nur um das Sammeln von Daten, sondern auch um den Aufbau von Strukturen, die eine nachhaltige Verankerung der Besucher:innenforschung als strategisches Instrument in den Institutionen ermöglichen. 
Besucher:innenforschung soll nicht als isoliertes Forschungsfeld betrachtet werden, sondern als Querschnittsthema, das alle Bereiche der Museumsarbeit beeinflusst – von der Ausstellungskonzeption bis zur Personalplanung. Wenn Museen ihr Publikum besser verstehen, können sie langfristig relevanter und zukunftsfähiger werden.
 
Das Netzwerk Besucher*innenforschung e.V. bietet hierfür einen Raum für Austausch, Lernen und gemeinsames Wachstum. Es lebt von der Bereitschaft, voneinander zu lernen, neue Wege zu gehen und Herausforderungen offen zu benennen. Dieser kollaborative Ansatz hat das Potenzial, die Museumslandschaft zu verändern – indem Museen nicht mehr isoliert arbeiten, sondern sich stärker vernetzen und Besucher:innenforschung als festen Bestandteil ihrer strategischen Ausrichtung verankern.
Die Mitgliederzahl des Netzwerks ist aktuell noch überschaubar, doch das Potenzial für Wachstum und stärkere Vernetzung ist groß.
Der Verein arbeitet daran, digitale Plattformen und Formate zu etablieren, um den Austausch zwischen den Mitgliedern noch einfacher zu gestalten. Ein wichtiges Ziel ist es, niederschwellige, flexible Möglichkeiten für Dialog und Zusammenarbeit zu schaffen, damit sich auch kleinere Museen oder Einrichtungen mit begrenzten Ressourcen einbringen können.
 
Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat, findet den Mitgliedsantrag und alle weiteren Informationen auf der Webseite des Netzwerks: https://besucherinnenforschung.de/mitgliedschaft

Credits und Zusatzinfos: 

Fotos:
Vorstand (Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Foto: Johanna Schmidt), Logo (Netzwerk Besucher*innenforschung e.V.), Jahrestagung (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Jan-Christoph Hartung )

Zum Vorstand:
Der Vorstand des Vereins (v.l.n.r.): Christiane Birkert, Jüdisches Museum Berlin, Gregor Isenbort, :Dasa Arbeitswelt Ausstellung, Patricia Rahemipour, Institut für Museumsforschung, Volker Schönert, VisitorChoice, Simone Mergen, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Kathrin Grotz, Institut für Museumsforschung, Sylvia Willkomm, Deutscher Museumsbund

Empfohlene Zitierweise
Maria Stölzer:  Das „Netzwerk Besucher*innenforschung“ – Publikumsforschung strategisch und gemeinsam weiterentwickeln, in: neues museum 25/1-2, www.doi.org/10.58865/13.14/2512/5.
Aus- & Weiterbildung
Jobs & Ausschreibungen
neues museum
Museums­registrierung
Österreichischer Museumstag
Museums­gütesiegel
Leitfäden & Standards
Museums­Scorecard
Vitrinen­bör⁠s⁠e
Wir über uns
Newsletteranmeldung
Mit unserem Newsletter informieren wir Sie über Wissenswertes aus dem Museumssektor.
Der Museumsbund Österreich wird gefördert von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst & Sport
Winter Artservice
Land Burgenland  - Kultur
Land Kärnten
Land Niederösterreich
Land Oberösterreich
Land Salzburg
Land Steiermark - Kultur, Europa, Sport
Land Tirol
Land Vorarlberg