Fassade des ZOOM Kindermuseums im MuseumsQuartier – Foto: MuseumsQuartier, Thomas Meyer
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30 Jahre ZOOM Kindermuseum

Kinder als aktive Teilhabende von Kunst und Kultur zu sehen, die man in ihren Bedürfnissen und Interessen ernst nimmt, ist mittlerweile gelebte Praxis in der österreichischen Kulturlandschaft. Spezielle Vermittlungsprogramme für unterschiedliche Altersgruppen gehören zum Standardangebot von Kulturinstitutionen – und das ZOOM Kindermuseum in Wien hat hier eine wesentliche Vorbildfunktion. 2024 feierte das ZOOM seinen 30. Geburtstag: Grund genug, auf eine Erfolgsgeschichte zurückzublicken, innezuhalten und Bilanz zu ziehen, aber auch um nach vorne zu schauen, was an künftigen Aufgaben noch wartet.

Auf private Initiative von Claudia Haas 1994 gegründet, war der gemeinnützige Verein ZOOM Kindermuseum ein absolutes Pionierprojekt. Angesiedelt in zunächst einfachen Räumlichkeiten des damals noch nicht renovierten MuseumsQuartiers, entwickelte es sich trotz geringer finanzieller und infrastruktureller Mittel schnell zum Zentrum der Wiener Kinderkultur. Claudia Haas erinnert sich: „ZOOM löste bei seiner Gründung in den 1990er-Jahren zunächst Skepsis und Staunen in der Wiener Museumslandschaft aus, denn es wandte sich direkt und ausschließlich einer bis dahin kaum beachteten Zielgruppe zu: Kindern und Familien. Das Kindermuseum war keine staatliche oder städtische Gründung, sondern vielmehr eine private Initiative, unterstützt und gewollt von der Wiener Bevölkerung. Es leistete Pionierarbeit und öffnete Kindern und Familien die Türen der traditionellen Museen Wiens. Mit seiner künstlerischen Ausrichtung – die Programme wurden in Teamarbeit von jungen, hochmotivierten Künstler:innen erarbeitet – war es einzigartig auch in der internationalen Kindermuseumsszene.“ 

Bereits in den Anfängen des Kindermuseums gab es neben der Mitmachausstellung einen Atelierbetrieb, wo Kinder mit Künstler:innen gemeinsam experimentieren und gestalten konnten. Der Erfolg dieses Konzepts zeigte den hohen Bedarf an Kulturangeboten für Kinder und der unermüdliche Einsatz und die innovativen Konzepte aller Beteiligten bewirkten 2001, unterstützt von der Stadt Wien, die Übersiedlung in großzügigere, neue Räumlichkeiten mit einer angemessenen Infrastruktur im MuseumsQuartier. Das Angebot wurde daraufhin um zwei Bereiche erweitert: Es kamen ein eigens für Kinder ab acht Monaten designter freier Spielbereich, der Ozean, hinzu, und das erste Medienlabor für Kinder, das heutige Trickfilmstudio

Stets daran interessiert, über den eigenen Tellerrand zu blicken, war Claudia Haas auch aktiv um internationale Vernetzung bemüht, machte das ZOOM in Fachkreisen bekannt und war auch führend an der Gründung der internationalen Kindermuseumsvereinigung Hands On Europe – heute Hands On! International Association of Children in Museums – beteiligt.

2003 folgte Elisabeth Menasse-Wiesbauer Claudia Haas als Direktorin nach und erweiterte kontinuierlich das bestehende Angebot, zum Beispiel um die Wiener Kindervorlesungen, ein Format, in dem mittlerweile über 90 Vorlesungen stattfanden, oder um Kreativangebote für Kinder in anderen Stadtteilen, die „ZOOM Pop-ups“. Das stete Wachstum und die zeitgemäße Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen auf höchstem wissenschaftlichen und künstlerischen Niveau führten dazu, dass sich das ZOOM weiter national wie international etablierte. Elisabeth Menasse-Wiesbauer stellt fest: „Der Qualitätsanspruch des ZOOM Kindermuseums war von Anfang an sowohl inhaltlich als auch ästhetisch ein sehr hoher. Viele renommierte Künstler:innen, Architekt:innen und Wissenschaftler:innen haben sich in die Gestaltung der ZOOM-Programme eingebracht. Der immer noch andauernde Erfolg des ZOOM liegt nicht zuletzt darin begründet, dass über all die Jahre sensibel auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert wurde – sowohl bei der Auswahl der Ausstellungs- und Workshopthemen als auch bei den neuen Anforderungen an pädagogische Konzepte durch die veränderte demografische Zusammensetzung der Wiener Kinder.“ 

Im Dezember 2019 übernahm ich die Direktion von Elisabeth Menasse-Wiesbauer, doch nach nur wenigen Monaten musste das Museum aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen werden. Diese Zäsur, die wir alle sowohl im Beruflichen wie auch im Privaten erfahren haben, machte uns die Wichtigkeit unseres Auftrags, mit künstlerischen und kreativen Angeboten Kinder und Jugendliche zu erreichen, noch klarer bewusst. In der Krise haben wir mit digitalen Programmen, mit dem „ZOOM Mobil“ und dem „ZOOM Lieferservice“ an Schulen auf die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen reagiert. Wir haben dabei viel über uns als Team, die Institution Museum, unsere Besucher:innen und unsere Angebote gelernt. Digitale ZOOM Programme gingen daraus hervor, die erfolgreich weiterentwickelt und etabliert werden konnten. So kann an den Kindervorlesungen seit ein paar Jahren nicht nur im Museum, sondern auch via Live-Stream im In- und Ausland teilgenommen werden. Das Outreach-Angebot „ZOOM Mobil“ besteht nun bereits im fünften Jahr und wurde als zusätzlicher Bereich ins Museumsprogramm integriert. In den Sommermonaten besuchen wir damit mittlerweile 20 unterschiedliche Parks in Wien und erreichen übers Jahr mit 67 Einsätzen Kinder, die sonst aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ins Museum kommen würden. 

Die Hinwendung zu jenen Kindern und Jugendlichen, die bisher noch nicht an den ZOOM-Angeboten teilnehmen konnten, ist ein besonderer Fokus meiner Arbeit. So entstanden in den letzten Jahren neue Partnerschaften mit karitativen Einrichtungen und Gesundheitsinstitutionen, um Kindern durch kostenlose und niederschwellige Angebote den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen und um erkrankte, oftmals isolierte Kinder durch innovative Hybridsettings in Trickfilmworkshops mit anderen Kindern, Schulkolleg:innen, Freund:innen und Familie verbinden zu können.  

Diese Schwerpunktsetzungen entsprechen einer zeitgemäßen Ausrichtung von Kindermuseen weltweit. Kindermuseen haben das Potenzial, klassische Museumsangebote um soziale und ökologische Themen zu erweitern, verschiedene Kulturen und Perspektiven zu repräsentieren und durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gemeinschaften die Vielfalt der Gesellschaft sichtbar und zugänglich zu machen. All dies auch unter Berücksichtigung von Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality, die immersive Erfahrungen ermöglichen und vor dem Hintergrund der digitalen Entwicklung hin zu einem „Smart Museum“, wo durch den Einsatz von KI neue Fragestellungen entstehen. 

Die Konzeption eines zweiten Standorts in Wien Floridsdorf, mit geplanter Eröffnung 2027, ist für das ZOOM Kindermuseum die große Herausforderung der kommenden Jahre und stellt den nächsten logischen Schritt in der Entwicklung dar. Vieles ist bereits in der 30-jährigen Geschichte des Kindermuseums erprobt worden und die Expertise des ZOOM-Teams bildet das Fundament dieser Neukonzeption. Auch wir stellen uns Fragen nach einer zeitgemäßen Ausrichtung einer Kulturinstitution: Was sind die Aufgaben, die Kinder zukünftig zu bewältigen haben, und wie kann unsere Arbeit einen positiven Beitrag dazu leisten? Kindern dabei zu helfen, sich zu engagieren, kritisch zu denken und zu handeln, zu Mitgestalter:innen zu werden und sich für Themen einzusetzen, die für unsere Gesellschaft wichtig sind: Das alles muss sich in einer verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Programmierung einer Institution abbilden. Das ZOOM Kindermuseum hat gezeigt, dass das spielerische Aneignen komplexer Themen und die Bearbeitung schwieriger Fragestellungen besonders schnell über Kunst und in künstlerisch gestalteten Räumen möglich wird. Wesentlich dabei ist die persönliche Begegnung mit den ZOOM-Vermittler:innen, die den Austausch mit den Kindern suchen und ihnen als erwachsene Gegenüber, stets auf Augenhöhe, in vielfältigen Rollen begegnen. Vieles, was in Institutionen wie dem ZOOM experimentiert, vorgedacht, erprobt und professionalisiert wird, dient Museumsfachleuten aller Disziplinen als Vorbild, um die 

Zugänglichkeit und Relevanz ihrer Institutionen zu erweitern und zu verbessern. So gesehen sind wir immer noch Pioniere in diesem Feld und es verwundert nicht, dass Kindermuseen der am schnellsten wachsende Sektor in der Museumslandschaft sind, mit der Kompetenz, Technologie, Inklusion, Nachhaltigkeit und Gemeinschaftsengagement miteinander zu verbinden.

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