Bahnhof Nemetujvar – Güssing: Endstation im Modell
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30 Jahre Landtechnikmuseum Burgenland
1995–2025
Von: Karl Ertler (Landtechnikmuseum Burgenland), Walter Reiss (Redakteur, ORF Burgenland), St. Michael

Es war einmal ... Landtechnikmuseum Burgenland präsentiert Bahngeschichte im Modell

Was alle Bezirke Österreichs haben, hat der Bezirk Güssing seit 1945 nicht mehr: eine Eisenbahn. In den Hallen des Landtechnikmuseums Burgenland in St. Michael gibt es den Bahnhof Nemetujvar/Güssing wieder zu sehen – im Maßstab 1:87, detailgetreu gebaut nach Originalplänen der einstigen Bahn, die von Körmend nach Güssing führte und von 1899 bis 1945 in Betrieb war.

Ein Modell erzählt Geschichte

Das Diorama der historischen Bahnhofsanlage ist fast vier Meter lang und ist eine präzise Nachbildung des Bahnhofs, aller Nebengebäude wie Güterschuppen, Heizhaus und Bahnwärterhaus samt Geleisen, Bahnsteigen und Weichen. Umrahmt wird das Modell durch mehrere Schautafeln, die die Geschichte der nur 46 Jahre lang bestehenden Bahn erzählen. 

Erst Ungarn, dann Österreich

Das heutige Burgenland existierte noch nicht, als man 1881 in Ungarn plante, lokale Bahnen zum Anschluss naher Regionen zu bauen. 1895 wurde die 24 Kilometer lange Trasse von Körmend bis Güssing konzipiert, 1898 wurde der Bau bewilligt. Die in Budapest gegründete Körmend-Nèmetujvàrer Local-Eisenbahn-Actien-Gesellschaft legte die Stationen fest: Körmend – Pinkamindszent – Strem – Urbersdorf – Güssing (Endbahnhof). Im Sommer 1899 waren die Schienen verlegt und der Bahnhof Güssing fertig. 

Holz für Ungarn

Anfangs erzielte man durch gut gehenden Personenverkehr und Beförderung von Holz Gewinne. Aus Neuberg und Großmürbisch führten Waldbahnen nach Güssing, um Holz für Ungarn zur Verladung in Güssing zu transportieren. Mit der Grenzziehung 1921 lagen 14 Kilometer auf ungarischem, 1o Kilometer auf österreichischem Gebiet. Ab 1926 führte die Österr. Bundesbahnverwaltung den Betrieb zwischen Güssing und Staatsgrenze. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Strecke schwer beschädigt. 1945 war die Bahn endgültig Geschichte. Der Bezirk Güssing ist seither der einzige Bezirk Österreichs ohne einen Meter Schiene. 

165 Arbeitsstunden

Das Diorama entstand 2020/2021 als teilweiser Nachbau einer bereits bestehenden Anlage von Rechtsanwalt Manfred Klepeisz (Güssing) und war bereits von 2021 bis 2023 Teil der Ausstellung Von Deutschwestungarn ins Burgenland. Geschichte einer Region (1848–1921) auf Burg Güssing. Fast wäre dort auch für das Diorama „Endstation“ gewesen. Auf der Burg und in der Stadt fand sich kein geeigneter Standort für das groß dimensionierte Modell. Im Landtechnikmuseum Burgenland in St. Michael fand es nun seine endgültige Heimstätte. In die Herstellung wurden von einem Team mit Manfred Klepeisz und dem ehemaligen ORF-Redakteur Walter Reiss insgesamt 165 Arbeitsstunden investiert. 

Modell, Objekte, Multimedia

Umrahmt wird das im Modellraum des Landtechnikmuseums präsentierte Bahndiorama von historischen Fotos, Dokumenten, Fahrplänen und Grafiken der Streckenführung der „Körmend – Güssinger Bahn“ und ein Videofilm zeigt Details des Modells, ergänzt durch heute noch sichtbare Spuren der Bahn. Interessante Objekte: Ein alter ÖBB-Grenzstein aus dem Stremtal, ein Stück Schiene einer Waldbahn und zwei im Bahndienst verwendete Carbidlampen. Nicht nur sie machen die modellhafte Präsentation burgenländischer Bahngeschichte zu einem neuen Highlight in der heimischen Museumslandschaft. 

Credits und Zusatzinfos: 

Alle Fotos: Walter Reiss
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