Kasten mit Eulenfaltern (Noctuidae), Insektensammlung, Universität Wien, Foto: Simon Engelberger
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European Open Science Cloud (EOSC) – Europäische Forschungsinfrastrukturen für nationale Museumssammlungen?

Die European Open Science Cloud (EOSC) ist ein neu entstehendes System föderierter Infrastrukturen für die Wissenschaft: Sie soll „europäischen Forscher:innen, Innovator:innen, Unternehmen und Bürger:innen ein föderiertes und offenes multidisziplinäres Umfeld bieten, in dem sie Daten, Werkzeuge und Dienste für Forschungs-, Innovations- und Bildungszwecke veröffentlichen, finden und wiederverwenden können [1]“. Seit 2015 hat die Europäische Kommission die Umsetzung dieses Systems in Abstimmung mit den verschiedenen Interessengruppen der europäischen Forschungslandschaft vorangetrieben. Eine wichtige Stakeholdergruppe ist jedoch kaum vertreten: Museen, aber auch Lehr- und Forschungseinrichtungen als Bewahrer:innen wissenschaftlicher Sammlungen. 
 
Auf nationaler Ebene haben sich bereits verschiedene Stakeholder [2] im Rahmen der Initiative EOSC Support Office Austria (https://eosc-austria.at/) zusammengeschlossen, um an Entwicklungen auf europäischer Ebene teilhaben und diese im Hinblick auf bestehende Interessen beeinflussen zu können. Auch hier sind Bewahrer:innen wissenschaftlicher Sammlungen (noch) kaum vertreten. Insofern bleibt die aktive Gestaltung der EOSC, mit dem Ziel Forschungsinfrastrukturen künftig auch den Bedürfnissen und Anforderungen nationaler wissenschaftlicher Sammlungen anzupassen, herausfordernd. Wichtig wäre die frühzeitige Einbindung, zumal der Aufbau von Forschungsinfrastrukturen Vorlaufzeit benötigt. Auch ist eine gemeinsame Koordinierung auf (inter-)nationaler Ebene zentral, um die umfangreichen Datensätze diverser Sammlungen durch die Implementierung der FAIR-Prinzipien [3] (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) für die Nachnutzung dauerhaft zur Verfügung zu stellen und Wissenschaft und Forschung im Sinne dieser Prinzipien transparenter und nachhaltiger zu gestalten.
 
Wissenschaftlichen Sammlungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da nicht nur die Objekte Forschungsquellen darstellen, sondern auch deren Metadaten. Dies haben das Naturhistorische Museum Wien (NHMW), die TU Wien und die Universität Wien erkannt und sich das Ziel gesetzt, Museen, Lehr- und Forschungseinrichtungen als Bewahrer:innen wissenschaftlicher Sammlungen verstärkt einzubinden. Dieser Artikel zielt folglich darauf ab, Möglichkeiten der Beteiligung aufzuzeigen, die Beziehung zu DiSSCo Distributed System of Scientific Collections zu diskutieren und schließlich OSCA Open Science Collections Austria vorzustellen. 
 

Möglichkeiten der Beteiligung [3] 

EOSC Support Office Austria
Das EOSC Support Office Austria bietet verschiedene Möglichkeiten der Teilhabe: Mitgliedschaft, Arbeitsgruppen [4] (AGs) und das EOSC Café Austria (https://eosc-austria.at/eosc-austria/governing-bodies/). Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Mitglieder erhalten Zugang zu Arbeitsunterlagen, Informationen zu geförderten Projekten, aktuellen Entwicklungen und relevanten Veranstaltungen. AGs ermöglichen die Mitarbeit an diversen Themen. Das EOSC Café Austria ist ein offenes Forum, das aus Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft und Forschung, der Forschungspolitik, Gesellschaft und Wirtschaft besteht und das EOSC Support Office Austria mit Impulsen von „außen“ versorgen soll. Es wird vom BMBWF koordiniert.
 
DiSSCo 
Seit 2018 sind die europäischen natur- und geowissenschaftlichen Sammlungen als Distributed System of Scientific Collections (DiSSCo) auf die Roadmap des European Strategic Forum on Research Infrastructures (ESFRI) aufgenommen. Ziel ist es, eine bisher unerreichte Öffnung, Verbindung, Nutzung und Anwendung von naturwissenschaftlichen Sammlungen im europäischen Raum zu schaffen und die Erhebungsdaten im Einklang mit den FAIR-Grundsätzen zugänglich zu machen. So wird eine fragmentierte Landschaft von Sammlungen in eine integrierte Wissensdatenbank umgewandelt, die es Wissenschaftler:innen ermöglicht, verschiedene Sammlungen zu nutzen und zu verbinden. Mit derzeit 170 Organisationen aus 23 europäischen Ländern ist es die weltweit größte formale Vereinbarung zwischen natur- und geowissenschaftlichen Sammlungen. 
 
OSCA 
Der Zusammenschluss aus lebenswissenschaftlichen Museen und universitären Sammlungen Open Scientific Collections Austria (OSCA) zeigt anhand ausgewählter Fallstudien die Machbarkeit der Digitalisierung von größeren naturwissenschaftlichen Objektmengen. Durch die Nutzbarmachung von Daten und die Verknüpfung der physischen Objekte (z. B. Mineralien, Gewebeproben) mit Metadaten (z. B. Sammler:in; Fundort), Forschungsdaten (z. B. genetische Information), Digitalisaten (z. B. Fotos, MicroCTs) und Backbones (z. B. für geographische Informationen) sowie Daten aus anderen Sektoren (z. B. Landwirtschaft, Fernerkundung, Klimaforschung) können die Sammlungen Österreichs zu Informationsquellen für wissenschaftliche Arbeiten werden, zur Lösung gesellschaftlicher Problemstellungen wie Klimawandel oder Biodiversitätsverlust beitragen. OSCA soll die österreichische Unterstützungs- und Koordinierungsstruktur für DiSSCo werden.
 
Skills4EOSC
Skills4EOSC [5] möchte Open Science, Open Scientific Collections sowie die Umsetzung von FAIR- und CARE-Prinzipien (Collective Benefit, Authority to Control, Responsibility and Ethics) bei Fachleuten fördern, die wissenschaftliche Sammlungen verwalten. Das Projekt umfasst folgende Aktivitäten: Konkrete Fallstudien, wie Sammlungen Policy-Ziele unterstützen können, werden gebündeltt und präsentiert. Diese Fallstudien werden der politischen Verwaltung in Brüssel vorgestellt und als Schulungsunterlagen für politische Entscheidungsträger:innen verwendet.
 
Mindestanforderungen für Digital Collections Managers werden erarbeitet, da die digitale Transformation neue Arbeitsweisen und Fähigkeiten erfordert. Zudem werden Lernpfade und Schulungsressourcen konzipiert. Auf (inter-)nationaler Ebene wird ein professionelles Netzwerk von Datenkurator:innen aufgebaut, um den Austausch von Best Practice-Beispielen im Zusammenhang mit Open Science und digitalen Sammlungen zu erleichtern. 

Credits und Zusatzinfos: 

Anmerkungen

[1] European Open Science Cloud (EOSC) (12.04.2024)
[2] Eine Auflistung aller aktuellen Partner ist >>> hier zu entnehmen.
[3] Kontaktaufnahme: EOSC Café (stefan.hanslik@bmbwf.gv.at), EOSC Support Office Austria (contact@eosc-austria.at), DiSSCo (dissco@nhm-wien.ac.at), OSCA (osca@nhm-wien.ac.at), Skills4EOSC (skills4eosc@nhm.at)
[4] Derzeit sind folgende AGs aktiv und stehen außerdem Nicht-Mitgliedern offen: Austrian Country Report, Collections, Researcher Engagement in Austria, Technical Infrastructures und Training: https://eosc-austria.at/working-groups/
[5] Das Projekt Skills4EOSC (Skills for the European Open Science commons: creating a training ecosystem for Open and FAIR science) wird durch das Programm Horizon Europe der Europäischen Kommission (GA 101058527) finanziert. Unter der Koordination des Konsortiums GARR in Italien und mit Unterstützung von 44 Partnern in 18 europäischen Ländern ist es das Ziel von Skills4EOSC ein paneuropäisches Netzwerk von Kompetenzzentren einzurichten, um die Ausbildung europäischer Forscher:innen zu beschleunigen und die Ausbildung neuer Fachkräfte für das wissenschaftliche Datenmanagement zu harmonisieren.

Zitat
Claudia Feigl, Katharina Flicker, Nikos Gänsdorfer, Frederike Korth, Heimo Rainer und Katrin Vohland: European Open Science Cloud (EOSC) – Europäische Forschungsinfrastrukturen für nationale Museumssammlungen, in: neues museum 24/3, www.doi.org/10.58865/13.14/243/7
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